Auf dem Kaiserberg

Es gibt Wichtigeres und Schöneres, als durch Internet oder Einkaufsmeile zu hasten, um dort irgendeinen Klimbim zu kaufen. Beispielsweise einfach mal rausgehen und nach den vielen grauen Tagen und Wochen endlich wieder den Sonnenschein genießen. Genau das habe ich natürlich auch getan und es war ein ganz besonderer Moment für mich. Denn da das schöne Wetter gerade gut zu meiner körperlichen Form passte, habe ich es endlich gewagt: Ich bin einen kleinen Berg hoch gegangen. Das wollte ich schon so lange.

Auf dem Kaiserberg in Dortmund

Ich war in Dortmund auf dem neuen Kaiserberg (auch Kaiserberg 2 genannt). Dieser liegt etwa 40m über der Wasseroberfläche des in unmittelbarere Nähe befindlichen Phoenixsees. So lange ist es noch nicht her, da gab es diesen See übrigens noch nicht, dort stand dort ein großes Stahlwerk. 1998 war dort der letzte Hochofenabstich, 2001 die letzte Roheisen-Schmelze. Von meiner früheren Dachgeschoß-Wohnung in der Innenstadt konnte ich abends häufig das „Abendrot von Hoesch“ sehen – den Hochofenabstich. Weitere Infos und wie es früher hier ausgesehen hat, gibts hier: https://www.ruhrgebiet-industriekultur.de/phoenixsee/  -> Beeindruckend auf dieser Seite insbesondere das zweite, interaktive Foto, wo man früher und heute schön vergleichen kann.

Aber inzwischen sieht es ganz anders aus und da ist dieser Berg. Ich wollte schon so lange endlich mal wieder auf einen kleinen Berg gehen. Ich weiß nicht, warum es nun ausgerechnet die Treppen sein sollten, anstatt den geschlängelten Weg zu nehmen, aber es fühlte sich in dem Moment einfach passender an. Reichlich viele Treppenstufen waren das. Ein Foto vom Treppenaufstieg:

Treppenaufstieg auf den Kaiserberg

 

Geschafft!

2 Jahre und 2 Monate nach meiner Coronainfektion und anschließendem LongCovid bin tatsächlich oben angekommen. Kaum zu beschreiben, wie super schön und gut sich das anfühlte, fast kaiserlich. 😉 Immerhin gab es Zeiten, da habe ich nur einige, wenige hundert Meter am Stück geradeaus, sowie maximal 1 Etage hoch gehen können. Selbst das gelang mir nur mit Mühe, spezieller Atemtechnik und vielen Erholungspausen. Inzwischen geht es deutlich besser. Ein kleines Selfie vom besonderen Moment musste dann einfach sein:

Selfie Gabi Raeggel, im Hintergrund ein Blick auf den Phoenixsee

 

Auf dem nachfolgenden Foto unten nochmal die Aussicht zum Genießen (zum Vergrößern der Bilder einfach anklicken): Der Blick auf den Phoenixsee und Dortmund-Hörde. Im Hintergrund ist ansatzweise u.a. noch der Florian-Turm (Fernsehturm) zu erkennen und einige restliche Gebäude des Hoesch-Stahlwerkes. Für mich war das natürlich auch an diesem sonnigen, aber kalten Wintertag etwas ganz besonderes:

Selfie Gabi Raeggel mit Blick auf Phoenixsee und Dortmund-Hörde

Ich war also endlich auf diesem Berg, auch wenn ich mit LongCovid noch nicht so ganz „über’m Berg“ bin (um mal ein Wortspiel zu verwenden). Aber ich bleibe stoisch dran. Jeder Millimeter an Fortschritt ist immer besser, als Energien darauf zu verschwenden, irgendwelche Unveränderlichkeiten zu bejammern. Meine Kondition ist Lichtjahre besser, mein Immunsystem ist noch immer überdreht, aber das war mir in dieser Situation wirklich komplett egal. Hauptsache Sonne, Hauptsache endlich diesen Berg hoch gegangen.

Was mir noch wichtig ist:

Die Bundestagswahlen stehen vor der Tür. Auch so etwas Wichtiges, gerade jetzt. Wer noch nicht sicher ist, welche Partei er bzw. sie wählen soll: Neben dem Wahl-O-Mat gibt es noch den Real-O-Mat (Schwerpunkt: tatsächliches Abstimmungsverhalten der Parteien) und den Abgeordneten-Watch, wo man sich die Bundestagskandidaten nochmal etwas genauer anschauen kann. Wie auch immer: Jede Stimme für Demokratie und eine wirkliche demokratische Partei zählt!

20 thoughts on “Auf dem Kaiserberg

    1. Wenn ich den schöneren und nicht den kürzesten Fußweg von künftiger Wohnung bis dahin gehe, dürften es ca. 20 Minuten sein. Es ist von dort aus sehr weitläufig mit vielen Grüngebieten.

  1. Auch kleine Berge wollen erklommen werden. Wobei ich schon ein bisschen über den Namen schmunzeln musste. Was aus Ermangelung an Alternativen alles „Berg“ getauft wird – das ginge hier im Süden gerade mal als Hügel durch. Wobei die Nachbarn in Schweiz und Österreich wahrscheinlich über unsere Berge lachen.
    Die Aussicht ist sicher ein Hochgefühl, wenn man nach langer Zeit endlich wieder genug Energie für den Aufstieg über die Treppen aufbringen kann. Ich könnte mir kein schöneres „Trainingsgelände“ vorstellen!

    1. Für mich ist es – eigentlich – auch eher ein grösserer Hügel. Ich schätze grob, es sind so zwischen 35 und 38 Höhenmeter. Wenn ich dann aber überlege, dass ich vor nicht all zu langer Zeit mit spezieller Atemtechnik mal gerade mühsam bis in die erste Etage gekommen bin (also so ca. 2,5- 3 Höhenmeter), bekommt dieser größere Hügel echt alpine Dimensionen und wird zum hohen Berg. Als Training kann man den maximal nutzen, wenn man schon weitestgehend wieder fit ist. Und dann nur für die Muskulatur, für die Lungeneinschränkungen und bei Belastungsintoleranz ist er leider komplett ungeeignet.

    2. Na ja, Hamburg ist zum Beispiel die bergigste Großstadt in Deutschland. Das steht und ist belegt im „Bergwanderführer Hamburg“ in der Bücherhalle. München ist das Schlußlicht. Besuch aus Bayern hat schon aufgegeben, weil sie mit den Aufstiegen und den Treppen nicht klar kamen. Vermutlich aber, weil sie sonst nur im Auto sitzen.

  2. Ach ist das schön zu lesen!! Ich gratuliere dir zu deinem Erfolg. Klopfe dir mal ganz fest auf die Schulter. Du hast Corona so weitüberwunden, dass du dieses Ziel, diesen Berg zu erklimmen, geschafft hast. 👍👍 Ich hatte Gänsehaut, als ich das gelesen habe.
    Mach weiter so.
    Liebe Grüße, Sibylle
    PS: Ich habe schon gewählt (Briefwahl) Danke für den Aufruf!

    1. Vielen Dank! Ja, das war schon was Besonders und hat sehr gut getan. Wie ich gerne zu sagen pflege: „Gesundheit ist ein Geschenk, für das man arbeiten muss.“ Und was genau ein persönlicher Fortschritt ist, kann nur jede/r für sich festlegen.

  3. Hallo Gabi, schön zu sehen, wie es bei Dir immer besser läuft. Auch kleine Schritte führen zum Erfolg.
    Schön, dass du auch an die Bundestagswahl erinnerst. Gerade jetzt ist sie wichtiger denn je! Wir sollten unsere Demokratie mit einem Kreuz an der richtigen Stelle schützen.
    Liebe Grüße

    1. Wenn man schon in einem Land lebt, wo man die Möglichkeit einer demokratischen Wahl hat und damit auch Einfluss auf das hat, was passiert, ist es ja auch wirklich wichtig, dass man es dann auch macht.

  4. „Jeder Millimeter an Fortschritt ist immer besser, als Energien darauf zu verschwenden, irgendwelche Unveränderlichkeiten zu bejammern.“

    DAS liebe Gabi wird mein Motto für mein neues Lebensjahr. Danke für deine stoische Inspiration. Du bist mir wirklich ein Vorbild.
    Und ganz herzlichen Glückwunsch zum Erreichen dieses Meilensteins bzgl Deiner Gesundheit!
    Stefanie

    1. Hallo Stefanie, dir erstmal alles Gute fürs Neue Lebensjahr! Ich hoffe, es gelingt dir, dass es auch bei dir schrittweise bergauf geht. Pacing ist ja nicht ganz einfach, lohnt aber. Stoisch dran bleiben hat für mich auch damit zu tun, weil ich es einfach nicht einsehe, dass ich nach so vielen Berufsjahrzehnten nur noch krank durch die Gegend wanke. Dann lieber Millimeterarbeit.

  5. Das freut mich sehr für dich. Ein kleiner Berg , das ist doch schon richtig gut. Ich mache auch immer gern Spaziergänge. Schade das ich soweit weg wohne, sonst hätten wir uns mal treffen können zum in der Gegend rumlaufen. Wenn deine Gesundheit jetzt schon soviel besser ist schaffst du die restlichen Kalamitäten auch noch. Viele Grüße

  6. Liebe Gabi, ich freue mich für dich, dass du es endlich auf den Berg geschafft hast! Da ich auch einmal starke gesundheitliche Probleme hatte, kann ich das Hochgefühl, so einen Meilenstein endlich geschafft zu haben, gut nachvollziehen! Toll!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert