Minimalismus – 10 Fragen an: Anne

Minimalismus – 10 Fragen an… ist eine kleine Reihe, in der ich (in unregelmäßigen Abständen) Leser/-innen meines Blogs zu Wort kommen lasse, um die Vielfältigkeit des minimalischen Lebensstil deutlich werden zu lassen.

Heute: Anne

1. Wie ist deine jetzige Wohn- bzw. Lebenssituation?

Aktuell wohne ich alleine zur Miete auf 47 qm. Da mir die Wohnung zu groß ist, würde ich mich gerne verkleinern. Bei den aktuellen Mietpreisen und der Wohnungsknappheit ist ein Umzug leider schwierig und die Miete wäre trotz geringerer Größe teurer.

2. Warum hast du mit dem Minimalisieren angefangen?

Das steckte schon immer in mir. Als ich klein war, habe ich bereits gerne alles geordnet, sortiert und Überflüssiges entfernt. Damals wurde es noch nicht als Minimalismus gelabelt. Mit jedem Umzug in meinem Erwachsenenleben wurde es weniger Besitz, auch weil ich mich immer wieder gefragt habe: Brauche ich das wirklich?

3. Was denken andere Menschen (Familie, Freunde, Nachbarn…) über dein Loslassen von Dingen?

Unterschiedlich. Manche Menschen rechtfertigten sich unaufgefordert für ihre eigenen, volleren Wohnungen, obwohl mich das bei anderen nicht stört.

Ein Handwerker fragte, ob ich gerade einziehen würde.

Dass ich keine Spüle in der Küche habe, fällt Besuchern nicht sofort auf. Die erste Frage ist meistens: Wo kochst du denn? (Antwort: Einzelkochplatte)

4. Am leichtesten ist mir gefallen…

Vieles, was die meisten besitzen, habe ich mir nie angeschafft – wie z.B. Sofa, Spülmaschine, Trockner, Mikrowelle, Schreibtisch, Fernseher. Deshalb musste ich mich nicht davon trennen.

Noch nie habe ich ein neues Möbelstück erworben (Ausnahme E-Geräte), alles ist Second Hand.

Einige Experimente konnte ich auf Leih-Basis machen, weil ich früher in einem Sozialkaufhaus gearbeitet habe und mir versuchsweise Kleinstmöbel mitgenommen habe und sie wieder zurückbrachte, wenn sie sich doch als dysfunktional erwiesen.

Geschlossene Schränke oder hohe Regale mag ich nicht. Auch nichts, was an die Wand gedübelt werden muss (wie z.B. Oberschränke in der Küche). Lieber sind mir niedrige Regale, Kleiderstange, alte Koffer, Körbe.

Obwohl ich gerne lese, besaß ich nie viele Bücher. Ich habe lieber ausgeliehen oder weitergegeben. Jetzt lese ich nur noch im E-Book-Reader, weil es für die Augen angenehmer ist.

Erinnerungsstücke bedeuten mir nicht viel, deshalb habe ich nur ein paar wenige Fotos digitalisiert.

Werkzeuge besitzen, macht mir keinen Spaß. Wenn ich sehr selten etwas benötige, leihe ich es mir aus oder engagiere einen Handwerker.

5. Am schwersten finde ich …

Das Aussortieren von Aufbewahrungsmöglichkeiten wie Körbe oder Boxen, weil sie unendliche Variationsmöglichkeiten zum Neusortieren des Besitzes bieten.

Mein Traum wäre es, so wenige Dinge zu besitzen, dass sie in ein paar Taschen passen. Zurzeit besitze ich 500 Gegenstände. Noch weiter zu reduzieren ginge auf Kosten des Komforts. Auf meine unterschiedlichen Kissen könnte ich nicht verzichten , weil jedes einzelne eine Funktion hat und benutzt wird.

Längere Zeit hatte ich bewusst keinen Internetzugang, weil mir das www zu viel Zeit klaute. Viele Dienstleistungen sind mittlerweile nur noch Online möglich, deshalb habe ich nach fast 10 Jahren Abstinenz wieder Laptop und Internet.

6. Auf keinen Fall würde ich noch mal…

In eine WG ziehen.

7. In jedem Fall würde ich noch mal…

….ausschließlich schwarz tragen, weil sich alles kombinieren lässt und nur wenig Kleidung benötigt wird. Weiterer Vorteil: Es entstehen weniger Begehrlichkeiten, da es die Auswahl (zuzüglich zu Material, Schnitt, Stil) einschränkt.

…ein Erbe ausschlagen, um nicht emotional mit einer übervollen Wohnung und unübersichtlichen Dokumenten belastet zu werden. Auch wenn es finanziell ein Gewinn gewesen wäre, hätte es die Nachteile nicht ausgleichen können.

8. Welches praktische Vorgehen hat sich bei dir bewährt?

Eine Liste, in die ich alle Besitztümer eintrage. Neuanschaffungen vermeide ich möglichst und wenn, wird die Liste entsprechend aktualisiert.

Einmal im Jahr prüfe ich anhand der Liste, ob ich einen Gegenstand länger nicht benutzt habe und sortiere ihn ggf. aus.

9. Welche Vorteile hat es für dich, weniger Dinge zu besitzen?

Kleine Wohnung, weniger Kosten und Arbeit. Flexibilität, schnellere Umzüge.

Ich brauche freie, leere Wände und Stille, um mich zu entspannen.

10. Gibt es noch etwas, was du mitteilen möchtest?

Bitte mehr Wohnungen mit Gemeinschaftswaschmaschinen. Überhaupt sollte das Prinzip des Teilens eine größere Rolle spielen.

Kleiderstange mit schwarzen Kleidungsstücken

 

Zum Weiterlesen:

24 thoughts on “Minimalismus – 10 Fragen an: Anne

  1. Hallo Anne,

    lieben Dank für die Einblicke.

    Ich finde es respektabel, dass du so lange ohne das WWW ausgekommen bist! Und <500 Dinge finde ich auch bemerkenswert. 🙂

    Liebe Grüße
    Daniel

  2. Hallo Anne. 500 Gegenstände im Haushalt sind wirklich überschaubar. Gefühlt habe ich alleine für den Hausputz so viele Gegenstände. Es sind viel weniger, aber seit ich keine Besenkammer und keine Küche mehr habe, macht mich der Anblick von Wäscheständer, Staubsauger, Besen, Schrubber, Putzeimer und Co ganz nervös. Wo verstaust du solche sperrigen Gegenstände? Besonders da du für dein Wohlbefinden optisch ruhige Räume brauchst.

    1. Putzmittel habe ich auf Essigreiniger und Glasreiniger reduziert. Beides steht zusammen mit dem Waschmittel in einer schmalen Holzkiste neben der Waschmaschine. Darüber ein Putzeimer, in dem Lappen aufbewahrt werden. Ich habe einen Wischstab (hängt im Bad hinter der Tür) auf dem ich entweder einen nassen Lappen oder ein Microfasertuch zum Trockenwischen spanne. Ein Staubsauger steht in einem 8 qm Zimmer, welches eigentlich überflüssig ist (wie gesagt, ich hätte am liebsten eine kleinere Wohnung). Hätte ich dieses Zimmer nicht, würde ich den Staubsauger im Keller lagern und bei Bedarf hoch holen. Das hält fit und Staubsauger ohne Abstellkammer sind irgenwie unästhetisch. Der Wäscheständer steht übrigens im Keller, weil ich nasse Wäsche nicht in der Wohnung aufhängen möchte.

      1. Vielen Dank für die Antwort. An den Keller hatte ich gar nicht gedacht. Es wird mich viel weniger stören den Staubsauger einmal die Woche aus dem Keller zu holen, als ihn ständig zu Seite rücken zu müssen, weil er im Weg ist.

        1. In meiner vorigen Wohnung hatte ich auch keinen Abstellraum. Dinge wie Staubsauger, Putzzeug etc. habe ich da kurzerhand in einer Ecke versammelt, mir über Kleinanzeigen einen schlichten, günstigen Paravent organisiert und den dekorativ davor drapiert. So bin ich immer schnell und einfach an die Sachen rangekommen und sie haben mich dank des Paravents nicht gestört. Im Moment habe ich zum Glück wieder einen kleinen Abstellraum, aber den Paravent behalte ich – für den findet sich immer eine Verwendung. Derzeit schützt er zum Beispiel meine auf einer Kleiderstange hängenden Klamotten vor direkter Sonneneinstrahlung durchs Fenster. 😉

      2. Wohin mit dem Zeug, das man zwar braucht, aber keine Lust drauf hat… Eigentlich überflüssigen Platz umfunktionieren ist eine gute Idee. Dieser kleine Raum ist ja geradezu ideal als Abstellkammer-Ersatz – ein Hoch auf den Minimalismus.
        Mir wäre es zwar zu mühsam, den Staubsauger in den Keller zu verfrachten. Aber ich habe ja auch ein großes Bad, welches ich mit einem zusätzlichen Duschvorhang abgeteilt habe. Es ist wirklich gut, wenn man einen nicht zugerümpelten Keller hat. Gegen eine sinnvolle Nutzung spricht ja nichts.

  3. Wie schön, dass es wieder einen Beitrag zu der Reihe gibt! 🙂 ich mache vieles genauso wie du und habe mich gerade richtig gefreut beim Lesen.

    Ich weiß nicht, ob du zufällig (auch) in Berlin wohnst, aber ich hätte vermutlich bald eine kleine(re) Wohnung abzugeben.

    Falls es noch mehr Bilder von deiner Einrichtung gibt, fände ich das auch sehr spannend.

  4. Hallo Anne, ich finde es spannend, dass du eine Liste führst. Ich habe jetzt meine Einrichtung gezählt und komme auf 14 Teile. Aber den Inhalt der Laden und Schränke habe ich nicht im Kopf. Da ich im März umziehe, werde ich wohl bis dahin einiges entsorgen. Aber es ist schon sehr übersichtlich geworden bei mir. Ich habe die freien Wände lieben gelernt und das Hotelfeeling, wenn ich mein Zimmer betrete. Nichts liegt herum, alles hat seinen Platz, das finde ich sehr beruhigend. Wenn ich dann umgezogen bin, habe ich mir vorgenommen, in der neuen Wohnung, nur das auszupacken, was ich brauche. Bin gespannt, was dann noch alles weg kann.

    1. Meine Einrichtung zählt 16 Teile. Das sind aber im Wesentlichen Kleinstmöbel und Stühle. Die beiden E-Geräte (Kühlschrank und Waschmaschine) habe ich in diese Zählung mit eingerechnet. Auf diesen beiden Geräten liegt eine Arbeitsplatte. Der Esstisch ist mein Entgegenkommen an Gäste. Ich selbst sitze daran nicht, benutze den Tisch aber gerne als zusätzliche Arbeitsfläche. Höhere und geschlossene Schränke besitze ich gar nicht.

      Schlaf-Wohnraum:
      -Kleiderstange
      -niedriges Regal (für Hosen, Shirts, Korb mit Socken und U-Hosen)
      -Bett (zugleich Couch)
      -Mini-Tisch
      -Hocker (zum Beine Hochlegen und Verstaumöglichkeit)

      Küche:
      -Kühlschrank
      -Waschmaschine
      -niedriges Regal (mit 6 Körben für Küchenkram)
      -Ess-Tisch
      -3 Sitzmöglichkeiten
      -Hocker (zum Beine Hochlegen und Verstaumöglichkeit)
      -Mini-Tisch

      Flur:
      -Weinkiste aus Holz (für Schuhe)

      Bad:
      -niedriger Rollwagen mit drei Fächern (Körperpflegeprodukte, Handtücher, Klopapier)

  5. GuMo,

    ich bewundere diese Radikalität. Und wünschte, ich könnt‘ das auch…
    Darf ich fragen, wie jung Du bist? Und wie Deine Alltags- /Berufssituation ist?

    1. Im alten Blog habe ich unter dem Thema “Eine Minimalistin geht in Rente” und hier im neuen Blog unter “Altersarmut” kommentiert und einiges zu meinen Arbeits- und Lebensbedingungen in den Kommentaren geschrieben. Ich arbeite in derselben Branche, in der Gabi tätig war, habe aber noch ein paar Jahre bis zur Rente. Was meinst du mit Alltagsbedingungen?

      1. Du hättest auch einfach auf die Frage antworten können. Wäre sicher machbar gewesen. So darf die geschätzte Fragenstellerin im alten Blog und hier nach Kommentaren von dir suchen. Sehr minimalistische Herangehensweise. Smh.

        1. Hallo Amelie, bitte cool bleiben. Die Frage ist doch beantwortet! Anne hat noch ein paar Jahre bis zur Rente, ist also keine 20 oder 25 Jahre und im Sozialbereich tätig.
          Bei Jüngeren vermutet man üblicherweise eher, dass diese den Minimalismus sehr stark und deutlich ausleben, weniger vermutet man dies bei Älteren, also so grob Ü50. – Wobei ich natürlich finde, dass das soooo alt ja auch gar nicht ist. 😉

        2. Sorry, wenn ich unhöflich wirkte. Meine Antwort war etwas ausweichend, weil ich im Internet nicht alles offen legen wollte. Bei Alltagsbedingungen war mir unklar, was gemeint ist. Wie ich meinen Tag gestalte? Und wie Gabi schrieb: ich bin schon etwas älter, muss aber noch ein paar Jahre arbeiten. Mein Wohnstil hat sich seit Studentenzeiten eigentlich nicht geändert. Ich bin oft umgezogen, manchmal habe ich auch in WGs oder mit Beziehungspartnern gelebt. Dann aber immer mit eigenem Zimmer, weil mir optische und akustische Ruhe wichtig ist.

          1. Hallo Ihr Lieben,

            ich konnte mich tatsächlich an Annes Kommentare erinnern.
            Frage war also beantwortet. Alles gut.

          2. 👌
            was gar nicht so einfach ist. Ich habe gerade mal nachgeschaut: Bislang 986 Kommentare. Bei gerade mal 37 Beiträgen. 😲
            Vielen Dank an dieser Stelle mal für die aktive Beteiligung. Das macht diesen Blog natürlich viel lebendiger. 👍

          3. Hallo Anne vielen Dank fürs mitmachen, immer wieder super interessant zu lesen wie andere mit wenigen Dingen leben.

            Hallo Gabi, dir vielen Dank das du deinen Blog auch immer wieder mit Leben (Beiträgen) füllst! Nur so kann auch kommentiert werden 😉

  6. Hast du eine Liste all deiner Gegenstände? Und die aktualisierst du dann, wenn was rein oder aus geht? Wie genau zählst du das für dich? Ich habe sowas auch überlegt, finde das aber praktisch schwierig, ob, was und wie und ob alles einzeln oder nicht.

    1. Oh, die Frage aller Fragen: Wie zählen…?
      Meine Sichtweise dazu: Es ist egal, man muss sich nur für sich selbst eine Variante überlegen und festlegen. Und am Ende muss die Menge der Dinge ins eigene Leben passen.
      Und schauen: Brauche ich das und will ich das? Falls man eine Hausratversicherung hat, ist es ja nicht verkehrt, mal alles aufzulisten. Und ggf. für den eigenen Überblick, wenn man sich nicht unbemerkt wieder zurümpeln will.

    2. Genau, ich habe eine Liste aller Gegenstände. Unterteilt in Kategorien wie Küche, Bad, Schlafen, Kleidung.. Obwohl ich alles – bis auf Socken – als Anzahl aufgeführt habe, auch Besteck (von jeder Art wie z.B. Gabeln besitze ich 2 Stück), ist das Zählen für mich gar nicht das Wichtigste, sondern eher der Überblick über Hab und Gut.
      Erwäge ich eine Neuanschaffung, schaue ich zuerst in die Liste und stelle fest, dass es unnötig ist. Natürlich könnte ich mir die Gegenstände auch anschauen, um mich davon zu überzeugen, aber für mich ist es so anschaulicher.
      Sollte mal alles abbrennen, kenne ich meinen Bedarf und könnte gezielt Gegenstände ersetzen. Deshalb habe ich die Gegenstände relativ detailliert aufgelistet: z.B. 1 Rucksack (45x32x15), 1 Rucksack (55x40x20, 44 l).
      Sollte dieser unwahrscheinliche Fall eintreten, alles zu verlieren, würde ich mir mit dem Nachkaufen Zeit lassen und mit “Noch-weniger-besitzen” experimentieren.
      Liebe Grüße Anne

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