Minimalismus – wann ist es zu wenig?

Nachdem ich in den letzten Wochen und Monaten immer mal wieder alle Schränke, Schubladen und Ecken nach unnützen Dingen durchstöbert habe, stand irgendwann die Frage für mich im Raum:

Wo und wann ist eigentlich der Punkt erreicht, an dem Minimalismus anfängt unsinnig und zu extrem zu werden?

Ich habe z.B. ein Sammelsurium an Geschirr. Eigentlich sollte alles 4 x da sein, dass ist derzeit eine ganz passende Zahl für mich – sollte es mal irgendwann nicht passen, kann ich immer noch was nachkaufen. Aber 2 Gläser sind mir vor einiger Zeit runter gefallen. Oder flache Teller habe ich zufällig 5 Stück (das war mal ein 6-er Set). Ich nutze diese Teller fast nie. Kuchenteller habe ich erst gar nicht. Schüsseln habe ich zwei, die sind sehr praktisch. Ich nutze sie täglich. Tja, im täglichen Alltag würden mir aber genau genommen 1 Tasse, 1 Teller, 1 Schüssel ausreichen. Aber deshalb den Rest verschenken? Aber ab und an geht ja auch mal was kaputt. Und manchmal sind ja auch Besucher da. Das nun alle gemeinsam aus einer Tasse trinken oder ich Pappbecher besorge, wäre so eine Unsinnsgrenze und definitiv zu wenig an Geschirr.

Ein weiteres Beispiel von unsinnigem Minimalismus wäre für mich, wenn ich so wenig Kleidung hätte, dass ich ständig zwischendurch mit der Hand waschen müsste. Ständig getragene Kleidung muss natürlich schneller erneuert, d.h. entsprechend nachgekauft werden. Das fände ich unerträglich, weil ich wirklich sehr ungerne Kleidung kaufe. Ich habe mir beispielsweise mal vor über 4 Jahren mal 10 Langsarmshirts und etwa genau so viele T-Shirts gekauft. Die trage ich bis heute, daher passte die Anzahl auch sehr gut.

Ohne Kühlschrank zu leben, da wäre für mich auch eine Grenze überschritten. Gerade jetzt im Sommer bei hohen Temperaturen ist so ein Gerät eine echte Erleichterung. So schnell kann man nämlich gar nicht gucken, wie da Lebensmittel ungekühlt schlecht werden können.

Praktische Nutzbarkeit statt Zählerei oder extrem wenig Dinge

Es gibt natürlich Unterschiede im Bedarf an Dingen. Wer als Nomade unterwegs ist, wird wohl kaum einen Umzugswagen mit dem kompletten Hausstand hinter sich her ziehen wollen. Familien brauchen andererseits naturgemäß deutlich mehr Dinge, als Single-Haushalte. Es ist daher immer ein Abwägen der jeweiligen persönlichen Situation. Mein Kriterium ist die praktische Handhabung und Nutzbarkeit, sowie der geringe Aufwand, den ich haben möchte. Wenn Minimalismus zu einer Art Mangelverwaltung gerät und dadurch arbeitsaufwändig wird, genau dann würde es für mich nicht mehr passen. Daher werden sicherlich auch früher oder später die beiden fehlenden Gläser nachgekauft. Ich habe nur einfach noch keine passenden, einzelnen Gläser gefunden und hatte dann keine Lust mehr zu suchen. Eile habe ich keine, bislang geht es ja auch so. Solche Lösungen, wie aus Einmachgläsern zu trinken, gefällt mir übrigens nicht. Ein bisschen pingelig darf ich dann ja auch mal sein 😉

 

 

23 thoughts on “Minimalismus – wann ist es zu wenig?

  1. Ich hab genau das Geschirrproblem mit einem 4er Schalenset vom Elch gelöst. Da hab ich 12 Schalen in 2 Größen. Teller brauche ich nicht. Das hat den Vorteil, dass es so günstig ist, dass ich es jetzt auch in einer anderen Farbe nachkaufte und das andere verschenkte. Tassen muss ich ab und zu nachkaufen, da sich hier irgendwas ändert. Auf einmal kaufe ich doch wieder Petersilie oder nutze eine Tasse als Zahnputzbecher.

    1. Da werde ich dann auch nochmal ein wenig drauf achten, ob und wann ich überhaupt mal eine Teller nutze und wenn ja, für was. Man kann sie auch gut als Deckel nutzen, z.B. Essensreste in der Schüssel damit abdecken. Schau‘n mer mal…
      Es gibt einfach so schräge Dingegewohnheiten. Man hat da was, weil es so üblich ist und es seit Ewigkeiten so herum steht. Aber benutzen … ? Oh je…

  2. Liebe Gabi,
    dein neuer Beitrag war für mich wieder wie ein Tritt in den Allerwertestens 😉.
    Schon lange wollte ich meine Abstellkammer aufräumen, durchsortieren und vor allem was wegschaffen. Nun bin ich wieder voll motiviert. Jeden Tag 15 Minuten und heute hab ich endlich einen Trolli voll guter, aber überflüssiger Küchensachen zum Sozialkaufhaus gebracht.
    Da ich noch Zeit hatte, hab ich mich da mal umgeschafft und da gibt es ja nichts, was es nicht gibt. Ich war erschlagen von den vielen Sachen, die Menschen kaufen und fast nicht gebraucht wieder abschaffen. Hab 2 kleine Handtücher für die Küche gekauft, da ich 2 alte neulich entsorgt habe.

    1. Ich nenne das dann mal Motivationshilfe 😉 Super, dass du so gut weiter gekommen bist. Die Lösung Sachen zum Sozialkaufhaus zu bringen, gefällt mir auch sehr gut. Sie ist einfach sehr unkompliziert. Ich habe nur bislang zu wenig im Kopf, dort auch mal zu schauen, wenn ich was brauche. Das wäre ja auch für die Umwelt alle Male besser, als ständig neue Sachen zu kaufen.

  3. Beim Wandern mit Zelt und Rucksack, merke ich immer wieder, wie wenig ich zum Überleben brauche. Da wird die Suppe aus dem Topf gelöffelt. Macht auch satt. Das schlägt sich in meinem Alltag allerdings nicht als Minimalismus nieder, sondern im bewussten Umgang mit Besitz. In der Küche habe ich ein bisschen Geschirr, was beim Vorbereiten von Mahlzeiten zum Einsatz kommt. Es würde auch zum Essen reichen. Trotzdem habe ich am Essplatz ein Tafelservice für sechs Personen. Und zwar nur aus dem Grund, dass ich es gerne benutze und es mir ein angenehmes Gefühl beim Essen vermittelt. Ich mag es sogar gerne abwaschen, abtrocknen und wieder in den Schrank stellen.
    Extrem wird für mich Minimalismus, wenn die Abschaffung von Dingen den Alltag mühsam macht und echte Freude verloren geht, nur um wenig zu besitzen.

  4. Hallo Gabi,
    wenn ich mal nicht weiß, ob etwas übrig ist, oder ob ich es vielleicht doch noch einmal gebrauchen werde oder wenn ich mir etwas „abgewöhnen“ will, lege ich das entsprechende Teil an eine andere Stelle (extra Schrankfach oder Kiste). Das automatsche Zufassen klappt dann nicht mehr-es muss das Hirn mitarbeiten. 😉 Es zeigt sich dann im Alltag recht schnell, ob ich das Teil wirklich brauche, oder ob es eine Alternative gibt.
    Wenn´s Alternativen gibt, kommt das fragliche Teil weg.
    So hatte ich mir vor einigen Jahren fast sämtliche Einwegartikel (z.B. Alufolie) abgewöhnt.
    Einen Teller für Besuch würde ich aber schon vorhalten. Da wäre bei mir eine Grenze. Inzwischen ist mir aber wirklich egal, ob jeder die gleiche Ausführung von Teller, Tasse oder Glas bekommt.
    Da bin ich schmerzfreier geworden.
    Meine Eltern hatten übrigens von allem Geschirr und allen Gläsersorten 24 Stück 🫣 Den Sinn hatte ich schon als Kind nicht verstanden.

    1. Ach ja, dieses außer Sicht- und Reichweite räumen, da trennt sich gut die Spreu vom Weizen. Ich vergesse dieses Prinzip immer mal wieder, werde ich auch mal wieder einführen.

      Diese Geschirrberge früher: Alle paar Ewigkeiten gab es größere Familienfeiern. Auf die Idee sich gegenseitig was auszuleihen, kam keiner. Das hätte ja auch nicht zusammen gepasst. Das ging mal so gar nicht. 😳 Ansonsten bin ich mir nicht sicher, ob diese Mengen zum guten Ton gehörten oder Statussymbol waren.

      Statussymbol ist heute leichter: Schickes Smartphone, schön groß und immer das neueste Gerät – fertig. Und für den guten Ton: Bluetooth-Ohrstöpsel. Diese Dinger, wo sich hochgradig Schwerhörige und Gehörlose gelegentlich wundern, warum Normalhörende sich ganz freiwillig solche Dinger in die Ohren stecken. 😂

      1. Zum Status und zum guten Ton in Sachen Geschirr kommt bei der Nachkriegsgeneration noch etwas anderes. Wer ausgebombt war oder auf der Flucht alles verloren hatte, hatte häufig außer ein wenig Kleidung nichts mehr. Essen war rar und als Geschirr dienten irgendwelche Notbehelfe. Als in den 50ger und 60ger Jahren Geschirr für jedermann erhältlich und erschwinglich wurde, gab es einen riesigen tatsächlichen Bedarf, der häufig überkompensiert wurde.
        Seid ein bisschen nachsichtig mit Nachkriegsgeneration und ihrem Horten von Gegenständen. Sie sind in Mangel und Entbehrungen aufgewachsen und sozialisiert worden, die wir uns (glücklicherweise) nicht einmal vorstellen können. Sie wurden in eine Welt hineingeboren, in der die Beschaffung selbst des einfachsten Gegenstandes ein Kraftakt war. Wer so aufwächst, tut sich schwer Dinge wegzuwerfen.

        1. Oh ja, ein wirklich wichtiger Hinweis! Zumal es für diejenigen, die irgendwann in der Situation sind, einen solchen Haushalt aufzulösen, letztlich keine wirkliche Verpflichtung gibt, all das nun selbst behalten zu müssen.

        2. Diesmal widersprech ich dir, liebe Violetta. Ich muss nicht nachsichtig mit beklopptem Verhalten sein. Es hat mich das letzte Mal schon genervt, dass ich da klein beigegeben habe.

          1. Für mich heißt nachsichtig in dem Fall, es erstmal zu sehen, zu erkennen und zu verstehen. Dann kann ich auch Verständnis und Mitgefühl aufbringen. Das bedeutet dann aber noch lange nicht, dass ich mich dann in diese Denk- und Verhaltensmuster reinziehen lassen muss. Insbesondere dann nicht, wenn ich dann darunter leiden würde. Ich mache es glasklar anders. Ich möchte z.B. im höheren Alter nicht über mein eigenes angesammelte Zeugs fallen. D.h.: Mitgefühl: Ja, aber deshalb muss ich es noch lange nicht genau so machen und ich erlaube mir dann auch, mich klar davon abzugrenzen. Auch dann, wenn es gewissen Leuten evtl. sauer aufstößt.

  5. Hallo Gabi,

    das mit dem zu wenig und zu viel pendelt sich meines Erachtens mit Ausschlägen in beide Richtungen ein.

    Bei Kleidung orientiere ich mich an neun Stück für alles mit Hautkontakt. Das reicht dann für eine Woche, sodass ich nich gemütlich waschen und zum Trocknen hängen lassen kann. Für Hosen und Mittelschicht empfinde ich drei Stück als eine gute Zahl: Bei Pullovern nehme ich gern Wolle und lasse die dann auslüften und wasche sie nur, wenn sie keine Flecken haben. Bei Hosen gilt: Eine trage ich, eine wasche ich und eine habe ich als Reserve.

    Persönlich genügt mir Kleidung für eine Woche, weil ich irgendwann mal festgestellt habe, dass ich ohnehin jede Woche wasche, auch wenn ich genügend Wäsche für zwei Wochen haben, weil ich dann eben alle zwei Wochen doppelt so viele Waschmaschinenladungen tätigen müsste. Dabei sei nich gesagt, dass ich für meine Basics im Alltag die oben genannten Sets in zwei Ausführungen besitze: Eins da, wo ich gerade bin, und eins bei meiner Familie in der Erstheimat. Das erspart mir bei Heimatbesuchen, jedes Mal extra Kleidung einpacken zu müssen.

    Lieber Gruß
    Philipp

    1. Das finde ich wirklich praktisch und zweckorientiert. Selbst die doppelte Kleidung wegen der zwei Wohnorte macht Sinn, um unnötige Schlepperei zu vermeiden.

  6. Wäsche muss bei mir für eine Woche reichen. Da ich als Paar lebe, ist die Maschine dann mehr als voll.

    Von welcher Marke sind Deine Shirts, die so lange halten? Bei mir halten Oberteile, die so oft gewaschen werden nicht so lange. Leider.

    1. Die Shirts habe ich 2019 und 2020 bei Trigema gekauft. Teurer in der Anschaffung, aber halten entsprechend auch länger und sind nebenbei auch in Deutschland produziert.

      1. TRIGEMA mag ich auch sehr gern. Nahezu unkaputtbar. Ich trage die Shirts auf Arbeit, Freizeit und auch manchmal im Bett… Ich kaufe sie immer im Werksverkauf/Testgeschäft. Da spart man sehr viel Geld. Und was grad nicht da ist, lass ich mir vom Werksverkauf bestellen und nach Hause senden. Das klappt super.

  7. Moin Gabi,
    auch etwas pingelig sein 😀 find ich genau richtig. Man muss sich ja nun wirklich nicht selbst kasteien. Da hört für mich der Sinn dann auch auf. Wenn ich das will, geh ich in ein Kloster und entsage wirklich allem. Aber in meinem Zuhause soll es immer noch funktional sein und auch so viel, dass ich nicht dauernd extra Arbeit mit Handwäsche oder abspülen habe, nur weil ich außer der Reihe grad ein Shirt oder ne Tasse oder nen Messer brauch.

    Liebe Grüße!

  8. Als Familienmensch habe ich die beste Ausrede für die vollgestopfte Küche – und profitiere von der Vielfalt darin.
    „Zu wenig“ ist, wenn ich etwas brauche und es nicht verfügbar ist, weil ich sonst waschen oder den Geschirrspüler anwerfen müsste. Womöglich noch nicht vollgefüllt wäre der schlimmste Fall. Wenn die Maschinen laufen und ich trotzdem etwas anziehen und essen kann, dann fühle es sich richtig an.

  9. Hallo Gabi,

    diese Frage stelle ich mir auch ab und an. Gerade das Thema Wäsche finde ich da interessant, denn ich will auch nicht jede Woche Wäsche waschen. Oder eine Waschmaschine nur für ein Shirt und eine Hose anstellen. Was für mich gut passt: eine Waschmaschine fasst meine Oberwäsche für genau 14 Tage, dasselbe noch mal für Unterwäsche. Daher habe ich genau so viel, dass ich 2 Wochen hinkomme. 🙂

    Einmachgläser sind auch nicht meins. Ich finde, sich über „Was ist zu viel?“ und auch „Was ist zu wenig?“ Gedanken zu machen, ist genau richtig. Mangelverwaltung kann nämlich auch m.E. keine Lösung sein.

    Lieben Gruß
    Daniel

    1. Mein Maß ist etwa gleich. Kleidung sollte für 2 Wochen da sein. Passte bei mir nicht so ganz. Ich müsste mal ein paar neue T-Shirts gerade für die heißen Sommertage dazu kaufen. Darauf hatte ich keine Lust. Dünne Sommerhosen suche ich (Langbeinerin) seit Jahren vergeblich. 7/8-Hosen hängen irgendwo unterm Knie, es sieht dämlich aus und fühlt sich auch so an. Dann sind jetzt auch noch Schlaghosen in – oh je, zur Hilfe. Solche Teile hatte ich in den 70ger-Jahren an.

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