Was ist Minimalismus eigentlich? Ich will und werde jetzt nicht mit einer Definition langweilen, die am Ende dann doch irgendwie gar nicht so viel aussagt. An dieser Stelle einfach nur mal einige Gedanken dazu:
Minimalisms ist relativ
- Minimalismus besteht für mich erstmal nur eher beiläufig daraus, dass ich ein paar Dinge weniger als in unseren Breitengraden üblich in der Wohnung herum stehen habe. Mir selber fällt das genau genommen gar nicht so auf. Weder bei mir selbst, noch wenn ich irgendwo anders zu Gast bin. Gehe ich jemanden besuchen, besuche ich ja die Menschen und nicht deren Zeugs. Das ist mir genau genommen komplett egal.
- Weniger Dinge besitze ich also vorrangig nur im Vergleich zum Umfeld. Wir wissen ja alle, dass es Zeiten gab, wo Menschen deutlich weniger Dinge in ihrem Zuhause angesammelt haben. Es gibt auch heute leider immer noch die, denen es am Nötigsten fehlt. Mir selber fehlt aber nichts und sollte mal was fehlen, kann ich es mir ja immer noch kaufen. Da bin ich doch in einer luxeriösen Situation.
Leichter und entspannter leben
- Beim bevorstehenden Umzug ist das natürlich super praktisch und sehr viel einfacher eher weniger Dinge zu besitzen, als die Dinge einer „normal“ befüllten Wohnung zum neuen Wohnort transportieren zu müssen. Aber das ist ja nur eine vorübergehende Erleichterung. Mir gefällt es einfach, wenn ich Platz habe und mich nicht von Dingen erdrückt fühlen muss. Für mich bedeutet es Ruhe, Entspannung und eine große Erleichterung.
- Wenn ich mir die ein oder anderen Organisations-Videos im Internet anschaue, dann weiß ich auch, was ich nicht will: Mich stundenlang damit beschäftigen, jede Menge Zeug zu organisieren. Da ändern auch die schicken Organisationsboxen nichts dran. Das Zeug sortiert sich nicht von alleine und am Ende muss man es wieder los werden. Das ist deutlich mühsamer, als mal so eben etwas Neues neu zu kaufen.
Bewusstes Konsumieren
- Für manche Menschen scheint Minimalismus identisch zu sein mit dem Prozess des Minimalisierens – also schlichtweg des Entrümpelns. Ja, das gehört dazu. Aber am Ende bin ich dann ja nicht mit Minimalismus fertig. Es geht im Idealfall eher über in ein bewusstes Konsumieren bzw. in dem Versuch, möglichst bewusst zu konsumieren.
- Weniger Zeug bedeutet schon mal weniger Müll, der sich zukünftig ergeben wird. Es bedeutet auch, sich weniger über so etwas wie geplante Obsoleszenz zu ärgern. Viele Möbel scheinen maximal nur für wenige Jahre gebaut zu sein. Digitalgeräte werden über eingestellte Softwareupdates veraltet, Küchengeräte gehen vorzeitig kaputt, Kleidung und Schuhe fallen schneller auseinander, usw. usw.. Für mich ein extrem großes Ärgernis, wo ich doch weiß, dass solche Dinge früher länger gehalten haben.
- Mein Motto: Weniger Dinge = weniger Ärger.
- Aktuell habe ich meinen Fokus auf das digitale Konsumieren: Ich tausche z.B. auf dem Smartphone nach Möglichkeit Standard-Apps gehen Opensource-Apps aus (z.B. für Kalender, Notizen, Kamera, usw.), vermeide Cloudspeicherung bei den großen Anbietern. Und Onlinekäufe beim großen, sehr reichen A-Händler tätige ich schon lange nicht mehr. Es gibt genügend kleinere Anbieter hier in Europa, die Waren anbieten und z.T. hier bei uns ums Überleben kämpfen. Also kaufe ich doch lieber dort. Manchmal finde ich sogar was hier im lokalen Handel in der Stadt. Genau in diesen Bereichen haben wir als Verbraucher Einfluss, daher achte ich jetzt verstärkt darauf.
Was Minimalismus für mich nicht ist
- So etwas, wie auf diesem nachfolgenden Bild zum Beispiel: Zu viel Zeugs in der Küche, was einfach zu viel Arbeit macht. Alleine das, was sich an Staub und Fett dort absetzt 🤯. Schicke Organisationsboxen wären da doch reine Makulatur.
- Minimalismus ist keine Religion, auch kein Religionsersatz. Minimalismus ist eher Mittel zum Zweck, mir das Leben leichter und angenehmer zu machen und durch weniger Konsum auch weniger Müll zu produzieren.
- Minimalismus ist für mich kein vorübergehender Lifestyle-Hype. Ich brauche keine beigen Designer-Kissen, auf denen ich im leeren Raum auf der Erde sitzend, knapp bekleidet posiere. Aus dem Alter bin ich mit 60+ einfach mal raus. Lotus-Sitz und extravagante Yogaposen konnte ich auch noch nie. 😉
- Minimalismus ist auch kein Gesetz, schon gar nicht eins, über das ich wachen müsste. Zum Glück, Minimalismus-Polizei wollte ich noch nie werden. Minimalismus ist eher ein sehr individueller Prozess.
Interessanter finde ich die Frage, wie es mir und/oder anderen Menschen mit den eigenen Besitztümern so ergeht: Passt es? Welchen Wert und welche Bedeutung haben die jeweiligen einzelnen Dinge für mich? Fühlt es sich gut an? Wo passt es nicht und wo sollte ich deshalb etwas verändern? Genau solche Überlegungen sind es, die Minimalismus ganz wesentlich für mich ausmachen.
Zum Weiterlesen:
- Europäische Alternativen für digitale Produkte
- Europäische Produkte und Dienstleistungen entdecken
- Open Source Alternativen zu populärer Software
Während ein kleiner Teil der Gesellschaft mit Totschlagwörtern wie „Klimakrise“, „Klimakipppunkten“, „Energiewende“ und anderem spricht, als ob das festgezurrte Denkmuster wären, die gefälligst alle zu befolgen hätten, weil , „das im Fernsehen ja ständig wiederholt gesagt würde“, „man moralisch im Recht sei“, „die Experten das sagten“ oder „wir alle das ja wollen“, manifestiert sich für mich im Minimalismus ein Gegenentwurf zur ideologiegesteuerten Manipulation als Alternative : Ressourcen schonen, Umwelt schützen, Konsum dämpfen.
Wir kommen wahrscheinlich zunächst in eine Ressourcenkrise, seltene Erden, Lithium, andere Stoffe aus dem Boden oder Naturprodukte wie Kaffee, Bananen oder Kakao. Selbst simpler Sand wird zur hochbezahlten Ware, weil er für den Bau benötigt wird.
Energie ist letztlich auch nur eine Ressource und der Begriff „Energiekrise“ ist wieder einmal bloß ein Symptom für Prozesse, die die meisten nicht verstehen würden.
All diese Krisenbegriffe werden politisch ge- und misbraucht, z.B um uns zusätzliche Steuern abzunötigen. Das Klima ändert sich dadurch nicht, bloß die Ärmeren, die können sich immer weniger leisten.
Wir werden auch nie einen Aufruf der Politik hören weniger zu konsumieren, denn Deutschland lebt davon Konsum, auch für andere Länder zu schaffen. Noch ein Drittauto in der E-Variante, die zweite Waschmaschine und dass Zweitpedelczu den drei Fahrrädern, die auch schon bloß herumstehen. Bitte alles kaufen und dann brav CO2-Steuern zahlen, merkt ja keiner, dass die Steuer schon immer da war, sie heißt Ökosteuer und wird bei jedem Tanken abgedrückt. Letztere fließt rechnerisch vollständig in die Rentenkasse. Die wäre damals ohne diese Steuer am Ende gewesen.
Dass uns die Politik aufruft, weniger zu konsumieren, daran glaube ich dann wirklich auch nicht. Dabei ist das genau die Lösung. Nico Paech nennt es Suffizienz, aber das Wort ist da ja auch egal.
Minimalismus ist auch für mich eher die Lösung. Und das heißt ja nicht, wir konsumieren nichts. Ich würde auch mehr Geld für ein Teil bezahlen, sofern dieses Teil auch was taugt. Also kein Billig-Massenschrott, keine Billigpappmöbel, total verschweißte Smartphones, Fast-Fashion, die ungenutzt in der Wüste vergammelt. Und erst recht keine Elektrosachen, die kurz nach der gesetzlichen Gewährleistung auseinander fallen und die Elektroschrottberge gigantisch anwachsen lässt. Lieber wenig, aber vernünftig.
Du hast so recht. „Verschweißte Smartphones“ sind eine Hybris.
„Lieber wenig, aber vernünftig“ sollten wir uns alle übers Bett hängen.
…oder als Zettelchen in der Geldbörse oder da, wo man die Girocard etc. hat.
👍
Ein schöner Blogeintrag, lieben Dank dafür! 🙂
Ich beschreibe Minimalismus gerne mit „die kleinste benötigte Menge“. Damit ist eingeschlossen, dass Minimalismus nichts mit absoluten Zahlen zu tun hat, sondern mit Lebensumständen. Mir persönlich ist jedoch auch ein schonender Umgang mit Ressourcen wichtig. Beispiel: Als sich mein Besitz vor 10 Jahren langsam verkleinerte, fragte ich mich, ob tatsächlich acht Garnituren Bettwäsche nötig seien. Ergebnis: Mit drei Garnituren wäre ich genauso glücklich. Trotzdem entschied ich mich alle zu behalten und sie stattdessen aufzubrauchen. Durch Verschleiß sind es jetzt nur noch sechs Garnituren. Und auch diese Zahl wird sich im Laufe der Jahre weiter verringern. Dinge, die ich jedoch nicht benötigt, nicht benutze oder mich nicht erfreuen haben meine Wohnung schon lange verlassen.
Das Foto sieht aus wie eine Inszenierung in einem Museum, wo die Mitarbeiter alles reingestellt haben, was sie gesammelt haben. Auch ein gut sortierter Haushalt hatte früher keine drei Fleischwölfe in der Küche. Dargestellt ist offenbar die erste Hälfte des 20ten Jh.
Ach, das könnte gut sein. Ha, das ist mir noch gar nicht aufgefallen. Wobei ähnlich vollgerümpelt ist es an vielen Orten. Und 3 x das gleiche Küchenwerkzeug dürfte auch oft zu finden sein.
Selbstbestimmung.
👌 Minimalismus in Perfektion: 1 Wort – alles gesagt!
Ich finde auch, mit einmal Ausmisten ist es nicht getan. Im Gegenteil, es geht ja darum, Unnötiges gar nicht erst einziehen zu lassen. Und was unnötig ist, muss wirklich jeder selbst entscheiden. Es ist aber auch schon vorgekommen, dass ich mich als Gast in einer Wohnung dermaßen erschlagen gefühlt habe, dass ich die Flucht ergriffen habe. Da war es aber nicht nur extrem überfüllt sondern auch außergewöhnlich chaotisch. Das ist dann wieder das andere Extrem.
Hallo Gabi,
für mich ist Minimalismus Fokus auf das Wesentliche. Was genau wesentlich ist, stellt sich naturgemäß für jede Person anders dar. Doch darin liegt ja auch ein Teil der Schönheit.
Lieber Gruß
Philipp
Und dafür brauche ich einen ganzen Beitrag, was du in 3 Sätzen ausdrückst – besten Dank dafür!
Ich sehe das genauso. Für mich ist Minimalismus zum Beispiel meine Kleidung. Ich habe wenig, überwiegend schwarz oder dunkelblau und zeitlose Sachen. Ich habe keine Lust mir jeden Tag Gedanken zu machen, was ich anziehe, welche Kombinationen passen oder wegen irgendwelcher Mode neue Sachen kaufen zu müssen. Habe die gleichen T-Shirt, Sweatjacken und Hosen in mehrfacher Ausführung. Ich genieße es hier nichts zu müssen. Ich muss keine Hosen oder Shirts vorm Waschen mehr nach Farben sortieren, macht es auch einfacher.
Ein Teil meiner Arbeitskolleginnen gehen total mit der Mode, müssen hip sein, sehen mit 50 Jahren so aus wie andere mit 18, kaufen ständig neue Sachen, weil die anderen ja schnell unmodern sind und daher ja nicht mehr getragen werden können. Ich bin so froh, dass ich mich davon befreit habe… Werde dafür zwar belächelt und abgestempelt, aber das ist mir glücklicherweise inzwischen egal
Deine Erleichterung ahne ich mit jedem Satz, den du schreibst. Es ist ja auch tatsächlich mega anstrengend, immer wieder nach der neuesten Mode ausschauen zu müssen und sich ins Shoppinggetümmel zu stürzen. Davon wird man ja trotzdem mit 50 Jahren keine 18 mehr – was ja durchaus auch Vorteile hat 😉
Deine Worte umfassenden Begriff Minimalismus für mich treffend. Besonders der bewusste Konsum ist mir wichtig. Einige Menschen machen Entrümpeln zum Hobby, wollen dabei Minimalismus leben und kaufen ständig unnützes Zeug – so wird das nichts …
Du bringst den Widerspruch wirklich gut auf den Punkt.