Wie ich viel Geld beim Zahnersatz gespart habe

Manchmal ist es gut, wenn man doch mal etwas nachhakt und nach Alternativen sucht. Zahnersatz bzw. Kronen sind beispielsweise teuer. Dazu meine kleine Geschichte – und nein, ich werde für Zahnersatz nicht ins Ausland fahren. Irgendein kleiner Werbe-Zaubertrick ist es natürlich auch nicht. Es geht auch anders:

Zwei Kronen müssten erneuert werden…

In der früheren Zahnarztpraxis war ich genau genommen immer sehr zufrieden. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem es hieß, gleich zwei nebeneinander liegende Zähne müssten neu überkront werden. Ok, eine der Kronen habe ich bereits seit den 80ger Jahren im Mund. Damals kostete mich die Goldkrone mit allem drum und dran an Zuzahlungen 100DM. (Das waren noch Zeiten…) Ich habe in der Praxis dann gleich darauf hingewiesen, dass mein „Stempelheft“ mindestens 10 Jahre regelmäßige Kontrolltermine nachweist (bei mir sogar lückenlos, seit es dieses Heftchen gibt). Außerdem, dass ich aufgrund meiner geringen Rente unter die sog. Härtefallregelung falle. Härtefallregelung bedeutet, dass man unterhalb eines bestimmten Einkommens nicht nur maximal 75% der Regelleistung erhält, sondern 100%.

Hier gibts nähere Infos zu dieser Härtefallregelung https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/gesundheit-pflege/aerzte-und-kliniken/haertefallregelung-beim-zahnersatz-wer-hat-anspruch-12887

Ich erfuhr dann von der Praxis erstmals, dass dort grundsätzlich nur mit eigenem Labor gearbeitet wird und man ausschließlich Keramikkronen anbietet (die bekanntlich teuer sind). Man müsse schauen, was dann nach Abzug von 100% Regelleistung übrig bleibe. Man würde mir dazu einen Brief schreiben – seltsam, früher ging so eine Besprechung des Kostenvoranschlags immer persönlich. Aber ok, hat sich wohl geändert. Ich erhielt dann erst nach zweimaliger Aufforderung diesen Brief und es war kein Kostenvoranschlag, sondern gleich der Heil- und Kostenplan. Dieser war bereits lange bei der Krankenkasse, bevor ich überhaupt informiert worden bin. 🫨😬 👿 (Ich war darüber einfach nur stinksauer).

Die Suche nach einer neuen Zahnarztpraxis

Ich habe die Behandlung daraufhin abgesagt, die Krankenkasse entsprechend informiert und mir eine neue Zahnarztpraxis gesucht. Dazu habe ich dann bewusst im Internet recherchiert, was die Webseiten der Zahnärzte über Zahnersatz schreiben. In der Tat fand ich es häufig, dass Zahnarztpraxen angeschlossene Labore haben und dort nur und ausschließlich Zahnersatz anbieten, der oberhalb der Regelleistungen der Krankenkassen liegen und nach vergleichbarem Schema arbeiten. Biokeramik gibts übrigens auch. Ist natürlich schick, Bio gefällt mir, aber günstiger ist das garantiert nicht.

Ich habe zum Glück eine Zahnarztpraxis gefunden, die die ganze Bandbreite an Leistungen bei Zahnersatz anbietet. Dort hat man in der alten Praxis die Röntgenaufnahmen angefordert. Bei der anschließenden gründlichen Untersuchung stellte sich raus, dass einer der beiden Zähne gar nicht überkront werden muss. Er hat lediglich eine größere Füllung, die aber noch völlig in Ordnung ist, der Rest vom Zahn auch. (Mir wäre also in der alten Praxis ein Zahn überkront worden, der noch völlig in Ordnung ist!) Die zweite Krone ist schon mal repariert worden, nicht mehr im Topzustand, muss daher unter Beobachtung bleiben, aber derzeit ebenfalls nicht erneuert werden. Und wenn, dann mit den Standardleistungen, die die Krankenkasse auch vollständig bezahlt. Die Krone wäre dann halt optisch nicht so schick wie eine Keramikkrone (medizinisch notwendig ist sie nicht). Es ist bei mir der zweitletzte Backenzahn hinten, ich wollte in diesem Leben keine Influencerin für schicke Zähne mehr werden und auch keine Werbung für Zahnpasta und teuren Zahnersatz machen, daher kann ich damit prima leben.

Was ich gespart habe

Gespart habe ich dadurch 1370,14 € Eigenanteil, den ich über die 100% Regelleistung hinaus in der früheren Zahnarztpraxis hätte bezahlen müssen. Ich wäre bei evtl. weiterem notwendigem Ersatz einiger weiterer älterer Kronen und Brücken binnen kürzester Zeit komplett pleite gewesen, alle Ersparnisse futsch! Aber auch für die gesetzliche Krankenkasse entstehen jetzt viel weniger Kosten, was ich bei den ständigen Beitragserhöhungen und steigenden Ausgaben der Krankenkassen auch wichtig finde.

Hier der erste, teure Heil- und Kostenplan:

Der zu sehende Rechnungsbetrag wären meine Kosten, wenn die Krankenversicherung 70% der Regelleistung übernommen hätte. (Es wären aber 75% gewesen). Bei Gesamtkosten von 2293,74 ergibt dies nach Abzug von 100% Regelleistung von 923,60 (siehe nachfolgendes Foto) dass für mich 1370,14€ übrig geblieben. Ohne Härtefallregelung hätte ich 1601,04€ zahlen müssen.

Das ist ein Ausschnitt aus dem Brief der Krankenkasse, dass sie 100% der Regelleistungen übernommen hätten.

Vorerst zahlt aber niemand, weder die Krankenversicherung, noch ich.

Ich bin super froh darüber, aber immer noch fassungslos. Aber: Es lohnt sich, im Bedarfsfall einfach nochmal eine zweite Meinung einzuholen. Und auch dann, wenn eine Praxis vor solchen kostspieligen Überraschungen sehr gut gearbeitet hat. Ich kann mir solche teuren Behandlungen nicht leisten, ich will es auch nicht!

 

Nebenbei auch noch erwähnt zum Thema (unsinniger) Gesundheitskosten

Ein früherer HNO-Arzt hat mir bei meiner recht ausgeprägten Hochtonschwerhörigkeit auch schon mal ein Hybrid-Cochlearimplantat empfohlen. Dazu wäre eine Operation am Kopf nötig. Da ich beruflich mit Schwerhörigen und Gehörlosen gearbeitet habe, wusste ich, dass Hören mit einem solchen Implantat schwierig ist und dies in meinem Fall außerdem nicht wirklich Vorteile gebracht hätte. Schwierige Hörsituationen wären damit bei mir immer noch schwierig gewesen: Tiefe Töne könnte ich im Bedarfsfall auch noch ohne Hörgeräte hören können, die mittleren Töne mit normaler Hörgerätefunktion, die hohen Töne mit Cochelar-Implantat. Die Kosten für dieses Cochlear-Implantat hätten für die Krankenkasse zwischen ca. 40000€ und 50000€ gelegen – und das, ohne dass es mir überhaupt einen Vorteil gebracht hätte. Einigen (nicht allen!) anderen Schwerhörigen, Gehörlosen oder Ertaubten aber schon.

 

22 thoughts on “Wie ich viel Geld beim Zahnersatz gespart habe

  1. Das generelle Problem ist, dass Praxen/ Kliniken etc. rotieren müssen wir Wirtschafts-Unternehmen. Gesundheit, Bildung gehören eig. in die Fürsorge des Staates! Es ist doch ein Unding, wenn Klinik-Konzerne auch noch an die Börse gehen! (Und das soll die Zukunft der Rentenversicherung sein?? Ist aber ein anderes Thema…)

    1. Das ist natürlich auch ein Aspekt, den man nicht übersehen darf – im Sinne einer Erklärung, warum es z.T. so ist. Und ein Punkt, noch genauer hinzuschauen, wenns darum geht, dass man selber noch irgendwas dazu zahlen muss.

  2. Boh, wieder so ein Fall. Da hast du gut reagiert!👍
    Mir war vor ca. 10 Jahren ein Schneidezahn abgebrochen, der nach 30 Jahren nach einer Wurzelspitzenresektion völlig entmineralisiert war. (Normalerweise halten solchen Zähne wohl gar nicht so lange)
    Mein Zahnarzt schlug mir kumpelhaft auf den Oberschenkel und meinte: „Für 3000 Euro pauschal haben sie in kürzester Zeit wieder ein strahlendes Lächeln.“ Erstens fand ich diesen Schenkelschlag extrem übergriffig und zweitens beruhte sein „Kostenvoranschlag“ auf keinerlei Voruntersuchungen. Er wollte mir unbedingt ein Implantat einsetzen, obwohl ich ihm gesagt hatte, das meine Knochen das eventuell gar nicht hergeben. Ach alles kein Problem. 🤑🤑
    Ich habe lange nach einer anderen Praxis gesucht. Dann stellte sich heraus, dass ein Implantat wirklich nicht geeignet gewesen wäre. Ich habe jetzt eine Klebebrücke und einer super angepassten Farbe. Wenn man es nicht weiß, sieht man es nicht. Kosten der Zuzahlung etwa 120 Euro.
    Heute bin ich übrigens der Studentenpraxis einer Uniklinik und bin sehr zufrieden. Die geben sich dort wirklich Mühe und haben auch noch Zeit und Lust, auf die Patienten einzugehen.
    Die Zahnreinigung kostet dort nicht mal die Hälfte von gängigen Satz. Meinen Betrag zahlt die Krankenkasse vollständig, weil er unter der Grenze liegt, den die KK zahlt.

    1. Oh unglaublich! Gut, dass du eine Alternative gesucht hast. Da hättest du super viel Geld ausgegeben und es wäre dann noch die falsche Behandlung gewesen. Die Studentenpraxis ist auch eine prima Idee.

  3. In meinem 30. Lebensjahr sollte ich mir eine Krampfader ziehen lassen. Überweisung gleich zu einem bestimmten Arzt. Weil sie mir keine Beschwerden machte, ignoriert. 10 (!) Jahre später sagt eine andere Spezialistin „Wenn Ihnen das keine Beschwerden macht, lassen wir das so. Wer weiß, wie wir das noch mal brauchen…“. Sie dachte da an evtl. spätere Bypass-Op. Krampfader hab ich heute noch. Bin jetzt 55.
    In die Zahnarzt-Falle ist eine Patientin von mir getappt. Schlimm.
    Zählt denn wirklich nur noch Kohle?

    1. Da fehlen einem echt die Worte. Es gibt ja immer noch viele Ärzte, die verantwortungsvoll arbeiten, aber einige haben eine derart unmögliche Art, möglichst viel Geld zu verdienen, dass es einem übel werden könnte. Das belastet einzelne Patienten, aber auch unser ganzes Gesundheitssystem. Wieviel sinnloses Geld wird da verprasst?

      1. Auch als Patient fühle ich mich ein bissch. verantwortlich der Kasse gegenüber. Zumindest wenn es um unnötige Ausgaben geht. Und medizinisch war es ja ganz offensichtl. auch nicht nötig.
        Es ist aber nicht leicht, das als Patient immer zu überblicken. Ich kam damals grad von einem Lehrgang für Lymphdrainage. War also nicht ganz unwissend. Oft bleibt nur das Bauchgefühl. Und man wird bewusst verunsichert. Nicht nur Im Gesundheittsbereich…

  4. Da war wohl das angeschlossene Labor nicht ausgelastet. Schade, wenn man dem eigenen Arzt nicht vertrauen kann und leider kein Einzelfall. Mit IGeL-Leistungen versuchen viele, Geld in die Praxen zu spülen. Bei Zähnen finde ich das aber besonders ärgerlich – ein einmal gezogener (auch schon gehört) oder überkronter Zahn wächst nicht nach und macht im schlimmsten Fall auf immer und ewig Probleme, wo eigentlich gar keine gewesen wären. Gut, dass sich das bei dir in Wohlgefallen aufgelöst hat!

    1. Ich bin wirklich heilfroh, dass ich eine bessere Lösung gefunden habe. Wenn ein Arzt mit sinnvollen Maßnahmen für die Patienten Geld verdient, stört es mich nicht, aber wenn die Patienten nur einen angeblichen und keinen tatsächlichen Vorteil haben, ist das mehr als schräg.

    2. Es gibt inzwischen mehrere solcher Zahnarztpraxen, die haben eigene Labore und arbeiten alle mit einem vergleichbaren System. Ob sich das irgendein Marketing-Mensch ausgedacht hat und es den Zahnärzten als Geldeinnahmequelle verkauft?

  5. Liebe Gabi,
    danke für deinen Erfahrungsbericht, der mich schon ein wenig fassungslos macht. Ich hab in der Vergangenheit oft IGeL-Leistungen in Anspruch genommen, weil ich mich als chronisch Kranke (bin „erst“ 46) aus Angst an jeden Strohhalm geklammert hab. Ich hab schon vor einiger Zeit gemerkt, dass das nicht zielführend ist und deine Erfahrungen bestätigen mich darin, ganz genau hinzuschauen.

    1. Es ist auch wirklich Mega schwierig, mit einer chronischen Erkrankung auch noch selbst einzuschätzen, was wirklich nötig ist. Wenn viele Untersuchungen ja mal irgendeinen positiven Effekt hätten. Beim Orthopäden z.B. wird das Ergebnis dann in den Computer getippt – das wars. Davon habe ich nichts!

      1. Da hast du recht. Es wird festgestellt und dann kann man wieder gehen.
        Die Schwiegermutter meiner Kollegin ist vor kurzem an Krebs gestorben. Kurz vorher hat sie noch eine neue Herzklappe bekommen.
        Ich bin auch sehr vorsichtig bei Arztbesuchen. Besonders Zahnärzte und Orthopäden. Man muss sehr vorsichtig sein.

        1. Boah! Wie brutal ist das denn?! Statt liebevoller Sterbebegleitung sinnloses Geld- Verdienen zu Lasten der Menschlichkeit. Erbärmlich

    1. Danke für die Links!
      Bei IGEL-Leistungen denke ich immer an das Tier Igel: Ein stacheliger Geselle…
      Und unmöglich, wenn Praxen damit Druck machen. Eine Reihe von Praxen, die ich kenne, haben dieses Angebot, machen auch Werbung damit (ausliegende Handzettel), aber machen mir gegenüber zum Glück keinen direkten Druck.
      Ich habe nichts dagegen, wenn jemand Geld verdienen will, aber Raffgier auf Kosten meiner Gesundheit stört mich ganz erheblich

  6. Es gibt schon Schlawiner unter den Ärzten. Mir wurde auch schon mal geraten zwei Zähne überkronen zu lassen , bei denen angeblich die Füllungen schon Luft an den Rändern hätten, bzw sicher auch bald rausfallen würden. Das war 2008. Ich habe dann die Praxis gewechselt, weil mir das spanisch vorkam (ich wurde regelrecht gedrängt und dann werde ich ja störrisch)und musste danach auch noch zweimal wechseln, weil auch diese Herrschaften ihre Patienten gerne veräppelt haben. Allerdings nicht in Bezug auf die besagten Zähne mit den Füllungen, da konnte niemand, auch mein heutiger Zahnarzt (seit 2014) nicht, irgendwas fehlerhaftes dran feststellen.
    Die Füllungen gibt es immer noch und sie sind einwandfrei. Zahnarzt 2 musste ich übrigens wechseln ,weil er mir eine Paradontosebehandlung verkaufen wollte, die meine Kasse nicht zahlt, hätte mich 400 Euro gekostet. Konnte nach ihm übrigens auch niemand feststellen, das überhaupt eine Paradontosebehandlung nötig tut.

    1. Oh, da kommt mir aber vieles bekannt vor. Ich sollte 2007 mal ganz dringend eine neue Brücke bekommen für über 1000€ Zuzahlung. Der nächste Zahnarzt hat sie repariert. Die Brücke hat dann noch bis 2018 gehalten.

  7. Ähnlich verhält es sich bei IGeL (Individuelle Gesundheitsleistung). Manche dieser privat zu bezahlenden Untersuchungen machen in speziellen Fällen Sinn, vielfach stocken Ärzte damit aber einfach nur ihr Einkommen auf. In einer Augenarztpraxis verwehrte man mir die Behandlung, wenn ich nicht schon vor dem Arztgespräch eine Augeninnendruckmessung (IGeL) bezahlen würde. Da sollte man zwangsweise eine Untersuchung bezahlen, bevor es überhaupt einen Anhaltspunkt für die Notwendigkeit dieser Untersuchung gab. Ich habe diesen Vorfall der Krankenkasse gemeldet und mir eine andere Praxis gesucht.

    1. Augeninnendruckmessung ist auch ein sehr beliebtes Thema, habe ich sogar ab und an mal machen lassen. Aber dass eine Praxis da Druck macht und die Behandlung verweigert ist unfassbar. Gut, dass du das gemeldet hast und dir eine andere Praxis gesucht hast.

    1. 👍
      Neulich habe ich irgendwo den Satz aufgeschnappt: „Nachdenken ist wie googeln, nur krasser.“ 🤣
      Für mich immer noch unglaublich, dass man sich nicht mal mehr auf Diagnosen verlassen kann. Einen Zahn zu überkronen, wo es nicht nötig ist, finde ich heftig.

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