Als noch relative Neurentnerin blicke ich immer noch und immer mal wieder auf mein Berufsleben zurück. Ich stand letztlich immer „unter Strom“ – mal mehr, mal weniger.
Ich gehöre zur sog. Boomergeneration. Der Einstieg ins Berufsleben war kompliziert. Es waren halt viele von uns, die in etwa gleichzeitig ins Berufsleben gestartet sind. Überhaupt erstmal einen Ausbildungsplatz finden, eine Arbeitsstelle war extrem schwierig.
1982:
Ich bin direkt nach meinem Ausbildungsabschluss für ein Jahr nach Rheinland-Pfalz in eine eher ländliche Gegend gezogen, weil es die einzige Chance war, überhaupt erstmal arbeiten zu können. Wohlgefühlt habe ich mich dort überhaupt nicht. Es ging eben nur darum, überhaupt einen Job zu haben, egal wie. Alles funktionierte nur mit (altem und gebrauchten) Auto. Es war mühsam, dies mit einem Anfängergehalt im Sozialbereich überhaupt zu finanzieren. Mein Nettolohn lag irgendwo bei ca. 1350 DM.
1984:
Immerhin habe ich dann doch noch einen unbefristeten Arbeitsvertrag in Dortmund bekommen. Das Auto brauchte ich nicht mehr, es war eh zu teuer.
1986:
Es dauerte weitere 4 Jahre, bis ich überhaupt mal das Gehalt bekommen habe, was mir mit meiner (damaligen) Ausbildung als Erzieherin zustand – vergleichbar Tarif BAT VI.
1995:
Nach einigen Tariferhöhungen lag mein Gehalt dann 1995 nach 13 Berufsjahren bei 1500 DM netto – gerade mal gut 150 DM netto mehr. Die Mieten begannen in den 90er-Jahren deutlicher anzusteigen. Ich vermied es, umzuziehen und blieb in der kleinen 2-Zimmer Dachgeschoss-Wohnung. Die bewohnte ich als Single, als WG und in einer Partnerschaft. So in etwa blieb es bis zum Studium auch bei dem 1/3 des Gehaltes fürs Wohnen. Mein Monatsgehalt ging trotzdem für die gesamte Lebenshaltung drauf, für ein Auto reichte das Geld nicht. Gespart habe ich das Weihnachtsgeld, dass ich bis 1995 noch als volles 13. Monatsgehalt bekam.
1998:
Nach meinem Studium von 1995 bis 1998 hatte ich erstmal wieder ein befristeter Arbeitsvertrag als Sozialpädagogin mit Wochenend-, Bereitschafts- und Wechseldiensten. Zulagen gabs dafür nicht. Das Bruttogehalt lag bei ca. 4400 DM, bzw. nach Euroeinführung 2200€ brutto. Nettogehalt weiß ich nicht mehr. Ziehe ich mal ⅓ ab, waren es so 1474€, realistisch aber vermutlich etwas weniger. Ca. 1 x im Monat habe ich wegen dieser Dienste 12 Tage am Stück durchgearbeitet. Es gab noch kein brauchbares Internet, wo ich mich mal so eben über Arbeitsrecht und Arbeitszeitgesetze informieren konnte. Außerdem war ich froh, überhaupt erstmal einen Job zu haben. Zuvor hatte ich weit über 100 Bewerbungen geschrieben. Ich habe mich in dieser Zeit einfach weiter umgeschaut und weiter beworben, was ich auf meiner damaligen Dienststelle natürlich niemand erzählt habe. Ich wollte endlich bessere Arbeitsbedingungen mit halbwegs normalen Arbeitszeiten von Montag bis Freitag.
2001:
Endlich ein unbefristeter Arbeitsvertrag und mein Start in die erzieherischen Hilfen für Familien. Eine Arbeit, die mir wirklich Spaß machte. Es folgten die vielen Jahre mit langen Anfahrten ins Münsterland. Hier brauchte ich wieder ein Auto. Es war für den Job notwendig, da es viele Jahre keine Dienstwagen gab. Man musste ein eigenes Auto mitbringen und bekam anfangs 25 Cent, später 30 Cent pro Dienstkilometer. Irgendwann zwischen 2002 und ca. 2006 lag ich mit meinem Nettogehalt (einschließlich Steuerleichterung aufgrund der langen Anfahrten) bei ca. 1700 bis 1800€ netto. Inzwischen hatte eine massive Arbeitsverdichtung stattgefunden, der Stress war extrem gestiegen und ich habe angefangen, mir Gedanken um eine Teilzeitstelle zu machen. Zum Glück gab es irgendwann für uns auch Dienstwagen, so dass ich nicht mehr meinen „Quasi-Dienstwagen“ selbst finanzieren musste.
2012:
Als ich 2012 dann eine vergleichbare Arbeitstelle in Dortmund gefunden hatte, konnte ich anfangs nur mit 50% Stelle arbeiten, später mit 70%. Eine Vollzeitstelle wollte ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Es war einfach zu belastend. Ich war inzwischen aber trotzdem so k.o., dass ich ab 2016 wieder durchgängig auf einer 50% Stelle gearbeitet habe. Mein Gehalt lag da bei etwa 1250€ netto. Mein Auto brauchte ich zum Glück nicht mehr für dienstliche Zwecke. Es gab auch dort Dienstwagen. 2021 gabs endlich Umstellung auf den aktuellen Tarif (TVöD) und damit bessere Entlohnung. Ich habe es für die Reduzierung auf eine 40% – Stelle genutzt und hatte dann trotzdem mehr Geld als vorher. Minimalismus sei Dank habe ich es sogar noch geschafft, auch dann weiterhin regelmäßig etwas Geld zur Seite zu legen. Zum Glück! Es hat mir dann 2023 meinen mehrmonatigen, vorzeitigen Berufsausstieg ermöglicht.
Resümee
Inhaltliche Arbeit
Inhaltlich habe ich meine Arbeit gerne gemacht, insbesondere die letzten 22 Jahren im Bereich der erzieherischen Hilfen für Familien. Schaue ich nur auf die Arbeit an sich, bin ich immer noch der Meinung, dass ich den besten Job der Welt hatte. Ich mochte es, sehr frei und selbständig arbeiten zu können, die Arbeit war sehr vielfältig und abwechslungsreich. Ich konnte alles, was ich im Laufe der Jahre an Erfahrungen und Fachkenntnissen erworben hatte, prima einbringen und etwas Sinnvolles tun.
Arbeitsbedingungen
Eine Katastrophe waren die Rahmenbedingungen, die ständige Arbeitsverdichtung, die stark steigenden Anforderungen, der Zeitdruck und die Bezahlung. Alternativen und bessere Arbeitsbereiche zu finden, war extrem schwierig, oft unmöglich. Inzwischen wird im Sozialbereich besser bezahlt. Im Vergleich zu früher gibt es jetzt endlos viele offene Arbeitsstellen. Ich habe nichts mehr davon.
Finanz-Entscheidungen
Meine beste Finanz-Entscheidung war es, ab Mitte der 90er-Jahre ein Haushaltsbuch zu führen und mir später im Rahmen meiner Auseinandersetzung mit Minimalismus mal auszurechnen, was für einen Zeit- und Finanzaufwand ich jahrzehntelang betrieben habe, um überhaupt arbeiten gehen zu können. Es hat meinen Blick auf Konsum verändert – eine gute Basis für Veränderungsprozesse, mit denen man auch unter weniger guten Bedingungen eine Menge erreichen kann.
Die Boomer-Debatten
Wenn in der Öffentlichkeit diskutiert wird, dass die Boomer länger arbeiten sollen, kann ich inzwischen nur noch müde lächeln. Es ist doch seit Jahrzehnten klar ist, dass irgendwann auch die geburtenstarken Jahrgänge das Rentenalter erreichen. Warum hat man sich nicht viel früher mit diesem Thema befasst? Ich schaffe es gesundheitlich nicht mehr, weiter zu arbeiten. Derzeit langt es nicht mal für irgendeine ehrenamtliche Tätigkeit für 2 Stunden die Woche. Einfach, weil ich es nicht verlässlich anbieten könnte. Manchmal ginge es, manchmal nicht. Hier oder da hörte ich, die Boomer hätten es so gut gehabt. Ach ja…?
Aber ich halte nichts davon, wenn Generationen gegeneinander ausgespielt werden. Das hilft nicht weiter. Jede Zeit hat ihre eigenen Bedingungen und es geht darum, dass jeweils Beste daraus zu machen. Dies ist mir trotz ungünstiger beruflicher Bedingungen letztlich noch ganz gut gelungen. Minimalismus war die letzten Jahre dafür ein ganz wesentlicher Baustein: die Konzentration auf das Wesentliche und zwar in allen Bereichen.
Guten Montag,
mein Statement ist u.a. dass „das System keine Antworten mehr hat.“ Man sieht die arbeitende Bevölkerung – scheinbar – nur als eine Art Bio-Maschine. Wie Klaus Lage schon sang, sind wir „die Randfiguren in einem schlechten Spiel.“
Warum denkt man nicht in eine andere Richtung, hält am „Weiter so“ fest? Als Corona ausbrach war ich naiv genug zu hoffen, dass sich jetzt was ändern würde. Klare Luft und sichtbar Fische in Venedig. Das alles scheint keinen Wert zu haben in dieser Welt.
Die Konsequenz von Gabi (und auch Anna) fehl mir bislang. Leider. Mittel- und langfristig wird das jedoch zum Über-Lebens-Konzept.
P.S. Chapeau für den Beitrag von Philipp. Macht eig. jeden weiteren Kommentar überflüssig. Auch meinen 😉
Diese Stimmungsmache in den Medien finde ich auch ganz furchtbar. Und ich will nicht verstehen, warum man auf der einen Seite über längere Lebensarbeitszeit diskutiert und auf der anderen Seite über fehlende Arbeitsplätze und Ausbildungsstellen jammert. Wahrscheinlich ist das Einzige, was fehlt, gut ausgebildete Menschen, die sich ihres Wertes nicht bewusst sind und nicht um ihre Arbeitsrechte und Mindestlöhne wissen. Das habe ich am eigenen Leib schon erlebt und bin heilfroh, da raus zu sein. Unternehmer, die darauf setzen, dass sie Mitarbeiter günstig ausbeuten können, haben dank Informationszeitalter einfach schlechtere Karten – und ich kann mich im Nachhinein einer gewissen Schadenfreude nicht erwehren. Vielleicht werden die Berufe in der Zukunft auch endlich mal in ihrer Wichtigkeit honoriert – sonst wird die irgendwann keiner mehr machen.
Liebe Grüße!
Sich sehr viel einfacher informieren zu können, finde ich im Vergleich zu früher wirklich auch ein super Vorteil. Ich kann mir gut vorstellen, wie groß deine Erleichterung war, nachdem du einen passenderen Job gefunden hast. Mir ging es des Öfteren ähnlich. Man kann meistens nicht mal so eben kurz den Job wechseln, aber dran bleiben und sich etwas Besseres suchen, hat sich für mich immer gelohnt.
Sehr spannender Einblick und ich kann es gut nachvollziehen.
Die Generationen gegeneinander auszuspielen ist wirklich das schlimmste was politisch gemacht wird. Es hilft keiner Seite. Eine faire soziale Absicherung für jeden, unabhängig vom Verdienst, ist meiner Meinung nach am sinnvollsten. Wer dann mehr braucht, sorgt privat vor. Denn wer gut verdient macht es doch eh heut schon, privat vorsorgen. Aber alle die wenig bis gar nix verdient haben, oder durch Krankheit früher ausscheiden, stehen im Rentenalter in Armut da und das kann es echt nicht sein.
Bei mir z.B. die klassische Hausfrau Biografie, was das bedeutet ist klar oder? Ich habe mich bewußt dafür entschieden gehabt und wusste auch was später mal kommen wird, aber die Kinder hatten einfach oberste Priorität bei mir und ständige Fremdbetreuung wollte ich ihnen nicht antun und mir auch nicht. Denn doppel Belastung durch Kinder und Arbeiten gehn wäre bei mir psychisch nicht möglich gewesen. Kleine Versuche mit Minijobs waren da auch immer nur von begrenzter Dauer, es war dann zu viel und ich hab gekündigt. Es geht eben nicht immer alles so, wie Politik sich das ausdenkt. Mensch braucht auch Zeit für sich und sein regenerieren und jeder ist unterschiedlich belastbar was Arbeitspensum angeht.
Liebe Grüße!
Man kann nicht alle Menschen über einen Kamm scheren. Das hat eh noch nie funktioniert. Wir sind sehr unterschiedlich. Die Belastbarheit, die Lebensumstände etc. etc..
Die sozialen Standards sind in der Kinderbetreuung sind leider immer weiter abgesunken. Ich habe es hautnah mitbekommen und finde es fürchterlich. Was mehr geworden ist, ist lediglich die Bürokratie in dem Bereich. Wenn eine Tagesmutter mit den Eltern des zu betreuenden Kindes nur für die Anmeldung bereits über 40 Seiten Formular ausfüllen muss, ist das komplett schräg. Ich verstehe es gut, wenn Eltern sagen, sie kümmern sich dann doch lieber selbst – sofern sie die Möglichkeiit dazu haben.
Ja und in den Ende 80er Anfang 90er wo meine Mädels auf die Welt kamen, war es mit Kinderbetreuung ja noch weit komplizierter, denn Plätze gab es nicht so viele. Gut, ist heute auch noch nicht ausreichend, aber deutlich mehr als damals. Wir haben halt durch Minimalsimus so sparsam gelebt, dass es mit einem Gehalt geklappt hat und als Zeitsoldat und später als IT Systemtechniker hat Herr Aurelia sehr gut verdient und es ging sich aus damit.
Hallo Gabi,
vielen Dank für deine persönlichen Einblicke ins Arbeitsleben! Die haben mich sehr nachdenklich gestimmt.
Mit 34 Jahren habe ich die Arbeitswelt schon von verschiedenen Seiten kennengelernt: Wehrdienst, unbezahlte Praktika, bezahlte Praktika, Arbeit neben dem Studium, befristete und unbefristete Anstellungen in Vollzeit, Überstunden noch und nöcher – und auch eine Kündigung, weil der Druck der Arbeit sich auf meine Gesundheit niedergeschlagen hat.
Aktuell arbeite ich freiberuflich und erlebe sehr intensive arbeitsreiche Phasen und welche ohne Auftrag und entsprechend viel Freiräumen im Wechsel. Obwohl die Arbeit anstrengend ist, hatte ich noch nie so viel Spaß dabei.
Was die Gerechtigkeit zwischen den Generationen anbelangt, taugt meines Erachtens keine der bisher vorgeschlagenen Lösungen etwas. Denn das System an sich ist von Grund auf fehlerhaft und das muss den Verantwortlichen bei der Gründung auch schon bewusst gewesen sein. Denn, dass die Bevölkerung nicht einfach immer weiter wachsen kann, ergibt sich schon aus der Logik heraus. Aber Ideologie ermöglicht, über solche Logiklücken großzügig hinwegzusehen.
Ja, jede Generation hat ihre Herausforderungen. Aber jede hat auch ihre Erkenntnisse und ich fände es fatal, die Erkenntnisse der vergangenen Generationen einfach zu ignorieren. Für mich ist eine wesentliche Erkenntnis der früheren Generationen, dass es keine Garantie dafür gibt, dass ich meinen Ruhestand je erreichen werde. Ehrlich gesagt weiß ich auch gar nicht, ob ich das möchte, aber das ist ein anderes Thema.
Deshalb halte ich es aber für essenziell, auch in jungen Jahren nicht ständig unter Strom zu stehen, sondern meinem Körper und Geist auch Ruhephasen zu gönnen. Nur so kann ich beide möglichst lang nutzen – auch für Arbeit bis ins hohe Alter hinein. (67, 70, 75 – wer weiß das schon?) Und andererseits will ich meine Lebensträume nicht in eine weit entfernte Zukunft auslagern, von der überhaupt nichts klar ist, ob ich sie habe. (Von meiner Verfassung in dieser fernen Zukunft ganz zu schweigen, denn niemand kann sagen, ab wann mich gesundheitliche Einschränkungen begrenzen, oder, ob ich überhaupt so alt werde.)
Daher an dieser Stelle einmal der ganze Appell an alle Generationen, zusammenzuhalten statt sich gegeneinander aufspielen zu lassen. Nur gemeinsam sind wir stark. Das sollte im Übrigen auch für Sozialleistungen gelten. In einer Demokratie sollte sich die Politik Sorge dafür tragen, dass alle Mitglieder der Gesellschaft, ein würdevolles Leben führen können, statt zu spalten.
Wenn Menschen das Gefühl bekommen, ihnen würde etwas weggenommen, drängt sie das unnötigerweise in ein angstgetriebenes, aggressives Verhalten, was sie sehr empfänglich für extremistische Propaganda macht. Deshalb betrachte ich staatliche Zuschüsse zu Krankenversicherung, Rentenversicherung und anderen Sozialleistungen vor allem als Investition in eine langfristig funktionierende Demokratie.
Lieber Gruß
Philipp
Zitronen kann man ausquetschen. Menschen nicht. Es macht wirklich Sinn, bei allem Engagement, gut auf sich aufzupassen. Wie sollte ein langes Arbeitsleben funktionieren, wenn man schon einige Jahre nach Berufseinstieg platt ist?
Mal sind es die Jüngeren, die angeblich zu wenig reinklotzen. Dann die Älteren, weil die einfach aufhören und in Rente gehen. Den Fehler sehe ich ebf. im System, nicht in den unterschiedlichen Generationen.
Hallo Gabi, danke für die ausführliche Schilderung deines Arbeitslebens. Ich pflichte dir zu 100% bei. Ich bin Baujahr 1957 und habe 45 Jahre gearbeitet, davon 95% ganztags. 2013 bin ich an Diabetes 1 erkrankt und von da ab ging es bergab. Ich hatte das Glück 30 Jahre in der selben Firma zu arbeiten. Die letzten 20 Jahre war ich in einer Führungsposition tätig, verantwortlich u. a. für 25 Mitarbeiterinnen. Der Druck und die stetige Arbeitsverdichtung haben mir den Rest gegeben. Hauptsache die Kennzahlen wurden erreicht. Mit 63 Jahren bin ich nach Reha verrentet worden – voller Erwerbsminderung. Heute bin ich Altersrentnerin. Ich könnte keinen Nebenjob mehr annehmen. Da geht es mir wie dir. Heute geht’s vielleicht und morgen nicht. Wir haben genug geleistet. Deshalb sind die Debatten unhaltbar. An die Arbeit denke ich keinen Tag zurück. Auch ich führe ein Haushaltsbuch und bin mit einem einfachen/vereinfachten Leben zufrieden. Jeder Tag ist kostbar. Dir wünsche ich alles Gute!
Liebe Grüße von Marianne
Oh ja, diese Kennzahlen. In meinem Arbeitsbereich nannte sich dieser „Zirkus“ dann Qualitätssicherung. Ich nannte es gerne Qualitätskäse. Es wurde endlos viel geredet, letztlich lief es immer darauf hinaus, mehr Arbeit in weniger Zeit zu leisten. Genau dabei ging dann aber im Sozialbereich die wirkliche Qualität den Bach runter.
Hallo Gabi,
lieben Dank für die interessanten Einblicke!
Mich überrascht immer wieder, wie die Arbeitsbedingungen in den sozialen ud pädagogischen Bereichen ist. Warum gehen wir mit diesen Berufsgruppen als Land so um, wie wir es tun? Warum fließt so viel Geld in Konzerne und Unternehmen, die das Geld aus dem Land tragen, anstatt in Bildung, Erziehung und Pflege? Wenn ich sehe, was du früher verdient hast, bin ich erschrocken.
Die Aufgabenverdichtung nehme ich ebenfalls war. Viele Aufgaben werden gleichzeitig auch komplexer, zeitgleich besetzen Unternehmen stellen nicht mehr, sei es, weil man die Folgen einfach ignoriert (oder die Kundschaft das einsparen muss) oder durch KI automatisiert. Ich vermisse die Wertschätzung für das genuin menschliche in unserer täglichen Arbeit, monetär wie symbolisch.
Was das Thema „Boomer“ betrifft, glaube ich nicht, dass du und all die anderen gemeint sind, die sich über die Jahre versucht haben, über Wasser zu halten. Gleichzeitig denke ich, dass die Verschlagwortung ganzer Gruppen, Jahrgänge, Menschen in solchen Diskussionen überhaupt hilft. Sicher ist: die junge Generation hat eine große Last zu tragen und ich finde, wir sollten diese (unsere Zukunft) unterstützen. 🙂
Viele Grüße
Daniel
Bei der Verschlagwortung meinte ich „nicht hilft“. 😀
Mir kommen da die Worte eines Personalverantwortlichen in den Sinn: Junge Arbeitskräfte sind billiger und sie sind fitter, um jede Menge Überstunden zu machen. – Was soll man dazu noch sagen…? Das ist für Jüngere und Ältere gleichermaßen ein Schlag ins Gesicht.
Ja die bösen Boomer,
ich habe 1977 mit 15 Jahren meine Bäckerlehre begonnen und bin von einem 2000 Seelen Dorf nach Köln gezogen. Da ich mir ein Zimmer finanzieren musste habe ich 7 Tage Woche gearbeitet und nur im Urlaub auch mal Zeit zum erholen gehabt. Anschließende habe ich 25 Jahre in diesem Beruf gearbeitet, meistens 6 Tage Woche mit ca. 60 Stunden. Zum Glück bin ich frühzeitig in die Gewerkschaft eingetreten, damit ich mein gerechten Lohn auch bekomme. Nach gesundheitlichen Problemen habe ich in den 2000-ern beruflich gewechselt in den Rettungsdienst. 48 Stunden Wochenend-Dienste waren damals noch normal. Tagdienste von 13 Stunden auch. Aber es wurden uns dafür jeden Tag 3,5 Stunden Bereitschaftszeit abgezogen die nicht bezahlt wurden. Mit 56 Jahren habe ich auf 4 Tage Woche reduziert und mit 60 Jahren auf 3 Tage Woche. Ich bin dieses Jahr am 1.4 mit 63 Jahre in Rente gegangen und bin froh darum. Klar muss ich Abschläge hinnehmen aber die nehme ich gerne in Kauf. Was mich nervt ist die Aussage mancher Politiker über die Boomer!
Ich bin so langsam in meiner Rente angekommen und genieße jeden Tag. Ich vermisse mein Arbeitsleben nicht eine Sekunde. Es war eine schöne Zeit aber die ist vorbei. Endlich Zeit für das Wesentliche. Jeden Tag raus in die Natur und wie ein Kind in den Tag leben und auf ein neues Abenteuer hoffen. Es funktioniert ganz gut 👍
Ich hoffe du bist gesundheitlich bald übern Berg und kannst deine Rente in vollen Zügen genießen 😌
Oh, mit den 3,5 Stunden Zeitabzug für Bereitschaftsdienst lag die Gesamtzeit am Tag offiziell unter 10 Stunden. 10 Stunden ist laut Arbeitszeitgesetz die Höchstgrenze. Und über 9 Stunden Arbeitszeit heißt, man hat nicht 30 Minuten Pause, sondern 45 Minuten. Wobei der Arbeitsalltag meistens zeigt, dass die 45 Minuten ja auch nicht immer funktionieren. Im Rettungsdienst vermutlich schon mal gar nicht. Man kann ja jemanden, der wegen möglichen Herzinfarkt den Notruf gewählt hat, nicht erklären, man müsse eben noch sein Brötchen aufessen…
Dir weiter gute Erholung!
Hallo Gaby.
Ich habe obwohl 2002 geboren, es auch nicht so leicht, weil ich mehrfach behindert bin aber ich habe viele gute Tipps bekommen hier, damit kann ich auf jeden Fall etwas anfangen und ich habe eine kleine Wonung gemietet und ansonsten bin gerade viel am probieren und versuchen.
Mit dem Gehalt komme ich gut zurecht und ich bin echt verantwortungsvoll mit meinen Daten.
Hauswirtschaftliche Arbeit passt gut zu meinen Bedürfnissen.
Da drücke ich dir die Daumen! Unser Arbeitssystem ist leider zu wenig menschenfreundlich, aber du machst es ja genau richtig. Sich bloß nicht blenden lassen von Konsum und den digitalen Verführungen, insbesondere, wenn diese dann noch im Abomodell daher kommen. So kommt man sehr viel entspannter durchs Leben.
Hallo Gabi,
danke für deinen Beitrag! Ich denke, das, was du geschrieben hast, könnte man auch auf die jetzt ~30jährigen übertragen (nur bei der Generation habe ich genaueren Einblick). Schwieriger Berufsstart und ständige Arbeitsverdichtung. Bei denen kommt die ständige Unsicherheit wegen der Auslagerung der Arbeitsplätze ins Ausland dazu und, dass sie zusätzlich zur gesetzlichen Rentenversicherung auch noch viel mehr als unsere Generation für ihre eigenen finanzielle Absicherung im Alter sorgen müssen.
Sparsamkeit / Minimalismus und Haushaltsbuch sind wohl wirklich die Schlüssel zum Erfolg – egal in welcher Generation.
Liebe Grüße, Sibylle
Der Mist wiederholt sich. Ich denke ohnehin, wir sollten uns von irgendwelchen Generationendebatten nicht veralbern lassen. Die ständige Arbeitsverdichtung ist wirklich eine Katastrophe. Sie betrifft ja alle Altersgruppen. Die Unsicherheit kommt oben drauf. Sowas macht kaputt auf Dauer.
Altersgruppen, Geschlechter, bist du links oder bist du rechts, Städter gegen Landbevölkerung, Kinderlose gegen Familien, Wer orchestriert das eigentlich ?
U.a. die, denen nichts besseres einfällt, die ablenken wollen oder weitere Flickschusterei besser finden, anstatt nach tragbareren Lösungen zu suchen. Medien greifen heutzutage jedes kleine Zucken auf und freuen sich, dies als großes Beben in der Welt zu verteilen. Bringt Klicks und Quote.