Minimalismus und Erben

Vielen Dank an Susanne für diesen Gastbeitrag zu Minimalismus und Erben:

Mein Name ist Susanne, ich bin 58 Jahre alt, und ich beschäftige mich seit rund 8 Jahren mit dem Thema Minimalismus.

Zusammen mit meiner Katze Cruela de Vil wohne ich in einer 50 qm-Gartenwohnung mitten in Erfurt und glaubte inzwischen, meinem favorisierten Lebens- und Einrichtungsideal eines überschaubaren und beruhigenden Umfelds recht nahe gekommen zu sein:
Ein Wohn-und Schlafbereich und eine große Wohnküche mit Stauraum für diejenigen Dinge, die nicht gehen dürfen, weil sie wirklich gebraucht werden (persönliche Papiere, Bürobedarf, Geschirr, Kleidung, Wäsche; Katzenzubehör …). Und Sachen, die nicht gehen sollen oder wollen (Bücher, zu viel Geschirr, Fotoalben … und leider auch immer noch Deko).
Aber für mich war bislang alles noch „im grünen Bereich“.

Doch dann kam plötzlich und unerwartet das Thema „Erben“ und überrollte mich mit materiellen und immateriellen Besitztümern wie eine Flutwelle. Meine Schwester, mit der ich sehr eng verbunden war, verstarb vor einigen Monaten überraschend. Sie hinterließ mir eine 75 qm-Wohnung in Erfurt mit zwei sehr lieben Katzen, sehr vielen Dingen – praktischen Sachen, aber auch unendlich vielen Reiseandenken, Fotos, Videos, Dokumenten, Büchern, Erbstücken aus 1 1/2 Jahrhunderten, Tagebuchaufzeichnungen … Und natürlich auch Deko.

Zuerst kam für mich die Phase des „Aktionismus“, während das zunächst Wichtigste für den Nachlass zu organisieren war. (Zu den Katzen schreibe ich später noch etwas. Vorab nur so viel: Beide haben inzwischen ein sehr liebevolles neues Zuhause gefunden.)
Doch es stellte sich schon gleich das erste größere Problem: Die Unmenge von Daten virtueller Art! Da war passwortgeschützte Handy, die Zugangsdaten für Computer, E-Mail-Adressen, Internet, Banking, soziale Medien, Kundenkarten … Viele Erreichbarkeiten von Freunden, entfernteren Verwandten, Jugendfreundinnen und aus dem früheren Kollegenkreis konnte ich nur nach ausführlicher „Detektivarbeit“ online herausfinden. Meine Schwester war vielseitig interessiert und hatte sehr viele Kontakte und Verbindungen – meine Tendenz zum Minimalisieren hat sie eher belächelt.

Zu meiner Erleichterung konnte ich das Aussortieren und Ausräumen der Wohnung ohne Zeitdruck angehen, da ihr die Wohnung gehörte. Doch ich hatte nicht damit gerechnet, mich plötzlich nicht mehr in der Lage zu fühlen, stringent zu räumen, auszusortieren und eine Entscheidung über die Vermietung oder den Verkauf der Eigentumswohnung zu treffen. Zeitweise saß ich in der schönen und durchdacht eingerichteten Wohnung meiner Schwester am Esstisch, mit Blick auf den Balkon und den dahinter liegenden begrünten Bachlauf – und ich fühlte mich wie gelähmt. Alles erinnerte an sie – und ihr Tod kam mir so unwirklich vor.

Die drei Monate, die für die Wohnungsauflösung geplant waren, sind nun längst verstrichen ….
Inzwischen kann ich die bisherigen (und noch bevorstehenden Phasen) des Räumens, Sortierens, Aussortierens und Verteilens – und des Behaltens – etwas besser überblicken.

Phase Daten:

Zum Glück gab es in den Unterlagen meiner Schwester Notizen zu Passwörtern und Zugangsdaten – teilweise haben sie auch funktioniert. Sehr geholfen hat mir die Plattform des Bestattungsunternehmens, in der die Sterbeurkunde hinterlegt war. Damit konnte ich auch ohne Zugangsdaten z.B. Telefon, Versicherungen, GEZ, Kreditkarte, Kundenkonten u.v.m. ohne größeren Schriftverkehr ab- oder ummelden.

Phase Möbel/ Haushaltsgeräte/ Geschirr/ Lebensmittel/ Bücher/ medizinische Hilfsmittel/Kleidung:

  • Möbel zu verschenken/ verkaufen hat am besten über Kleinanzeigen funktioniert. Da kamen bei mir auch keine Sentimentalitäten auf. Für mich hatten die Möbel keine Bedeutung und entsprachen auch nicht meinem Geschmack. Verkaufen erforderte allerdings etwas Geduld ….
  • Bei Töpfen, Geschirr, Besteck und Ähnlichem kamen Erinnerungen an zahllose emotionsgeladene Diskussionen mit meiner Schwester über die Notwendigkeit von 20 Backformen, Kirschentkernern, Dim-Sum-Körbchen usw. auf. Sie hat an diesen Dingen gehangen – aber tatsächlich standen die Sachen nach ihrem Umzug 2022 unberührt im Schrank. Im Nachhinein tut es mir jedoch Leid, dass ich so sehr gestänkert habe. Denn die Sachen gehörten zu ihrem Leben, sie waren ihr wichtig. Vieles ist jetzt im Sozialkaufhaus oder der Verschenke-Kiste gelandet, nur Weniges ließ sich online verkaufen. Doch fast nichts musste ich wegwerfen! Ein kleiner Trost….
    Für die rund 300 Kochbücher und Unmengen Tupperware meiner Schwester habe ich (zumindest zum Teil) eine gute Lösung gefunden: Fotos gemacht, mit Familie und Freunde geteilt – und zum nächsten Treffen wurden die Sachen mitgebracht und weitergegeben. Das war schon fast lustig – Tupper-Party am Kofferraum!
  • Lebensmittel habe ich nur entsorgt, wenn ich das Alter oder die Herkunft nicht mehr nachvollziehen konnte. Ansonsten hat mir insbesondere das gut gefüllte Gewürzregal Erinnerungen an die Auslandsaufenthalte meiner Schwester und ihre Kochkünste zurückgebracht.
  • Zu den medizinischen Hilfsmitteln musste ich beachten, dass diese oft Eigentum eines Sanitätshauses oder eines sonstigen medizinischen Trägers sind. Über die Aufkleber auf den (sehr hochwertigen) Geräten konnte ich diese zuordnen und abholen lassen. Und mit ihnen ging ein Teil der damit verbundenen traurigen Erinnerungen an die letzten Lebensmonate meiner Schwester.
    Gerne hätte ich Medikamente und Verbandsmaterial auch einer sinnvollen Weiterverwendung zugeführt, aber das ist in unserem medizinischen System nicht vorgesehen und auch nicht erlaubt. Somit musste ich den Gegenwert von mehreren tausend Euro an Medizin der Mülltonne überantworten. (Was ich von der Empfehlung einer Apothekerin halte, die Tabletten einzeln aus den Blistern herauszudrücken und in undurchsichtigen Tüten getrennt von den Verpackungen im Restmüll zu entsorgen, schreibe ich hier lieber nicht.)
  • Kleidung/ Wäsche/ Haushaltstextilien: Das war nicht schwierig und kaum emotional besetzt.

 

Phase persönliche Unterlagen / Fotos / Erinnerungsstücke / Tagebücher:

In diesem Abschnitt befinde ich mich gerade – und das wird das für mich Schwierigste!

  • Klar müssen juristisch relevante Dokumente aufbewahrt werden, z.B. der Wohnungskaufvertrag. Aber da ist es schon schwierig, die „Spreu vom Weizen“ zu trennen. Wie lange muss ich z.B. Kostenrechnungen aufbewahren? Und was wird für das Finanzamt benötigt? Wenn der Überblick fehlt, kann das Anlegen einer neuen Ablage/ eines neuen Ordners hilfreich sein. Gefüllt nur mit den aktuellen Posteingängen, an die man dann anknüpfen kann.
  • Fotos und alte Dokumente: Wenn man selbst keinen Bezug oder kein Interesse hat, kann man bei Heimatmuseen oder Heimatforschern nachfragen – oder die Sachen im Internet zum Verkauf anbieten. Das würde mir allerdings schwerfallen beim „Gesinde- und Dienstbuch“ meiner eigenem Großmutter aus 1900 oder der Demobilisationssbescheinigung meines Großvaters zum Ende des 1. Weltkriegs im November 1918.
  • Tagebücher … darf man die lesen, soll man sie lesen? Diese Frage konnte ich für mich noch nicht beantworten ….

Es ist noch so viel übrig. Materieller Ballast, aber auch emotionaler Ballast. Und das Gefühl, einfach nicht fertig zu werden. Trotz Sozialkaufhaus und Verschenke-Kisten vor der Haustür ….
Für mich ist es zunehmend schwierig, zu meiner Idealvorstellung des minimalistischen Wohnens – und in eine ausgeglichene innere Welt – zurückzukehren.
Doch am Ende dieses Prozesses werde ich erst dann sein, wenn ich mit dem „Erbe“ meinen Frieden gemacht habe. Wenn ich weiß, was davon auch zu meinem Leben gehört und künftig dazu gehören soll.

Gibt es auch andere Minimalisten, die dieses Thema bewegt?
Oder hat die „Generation Erben“ nur ein Luxusproblem?

Und noch ein Nachtrag, last not least:
Die beiden Katzen meiner Schwester, Katze Ernie und Kater Bruno, konnten zum Glück bei uns in der Familie bleiben. Sie sind so glücklich, wie sie es auch bei meiner Schwester waren. Sie werden geliebt und lieben ihre Menschen!
Sie sind mit wenig Gepäck umgezogen – und es fehlt ihnen an nichts!

27 thoughts on “Minimalismus und Erben

  1. Wenn ein Mensch stirbt ist er nicht mehr da. Er ist weg, fort, endgültig gegangen. Man wird niemals wieder mit ihm sprechen. Was von ihm bleibt sind Gegenstände, viele Male berührt und benutzt. Manchmal haben sie ihn fast ein ganzes Leben lang begleitet. In der Wahrnehmung sind sie aufs Engste mit dem Verstorbenen verbunden. Nach dem Tod muss der Haushalt aufgelöst werden. Und das ist wie ein zweiter kleiner Tod. Mit jedem Ding das man weggibt, gibt man ein Stückchen des Toten weg, bis nichts mehr bleibt außer Erinnerungen. Wenn man ein gutes und vertrautes Verhältnis zum Toten hatte, ist das hart. Und es macht einen Unterschied ob ich die Entscheidung über den kleinen zweiten Tod dreißig-, dreihundert- oder dreitausendmal treffen muss. Wenn dazu noch die Entsorgung von großen Mengen anderer Gegenstände kommen, wird die Haushaltsauflösung nicht nur emotional, sondern auch körperlich zur Herkulesaufgabe. Halte ich meinen Haushalt maßvoll, kann ich den Hinterbliebenen nicht die Trauer nehmen, aber ich kann ihnen Freiraum zum Trauern schaffen, indem ich ihnen nicht auch noch die Last von Gerümpelentsorgung auflaste.

    1. Du bringt es wirklich sehr gut auf den Punkt!
      Auf die eigenen Dinge haben wir den größten Einfluss und können irgendwann am Ende des Lebens damit Hinterbliebenen ein letztes Geschenk machen, indem wir eben kein riesigen Haushalt haben, der aufgelöst werden muss. 👍

  2. Puh das ist ein spannendes Thema. Ich kenne das Thema aus beruflicher Sicht. Zwei Mal musste (oder durfte) ich einen Klassenraum bei Übernahme der Klassenleitung komplett ausräumen, ausmisten, neu organisieren, simplifizieren und es war ein großer Aufwand.

    Ich bin mittlerweile ziemlich schnell darin, Entscheidungen beim Ausmisten zu treffen, aber die Dinge müssen ja dennoch entsorgt, aus dem Raum gebracht oder anderswie untergestellt werden. Das ist Arbeit und ich stelle es mir bei Wohnungen und ganzen Hausständen mit emotionaler Anhaftung noch schwieriger vor.

    Ich glaube, ich würde auch sehr konsequent vorgehen. Je nach Beziehung die ich zu der Person gepflegt habe, würde ich den persönlichen Gegenständen mehr Aufmerksamkeit zukommen lassen. Beim Thema Tagebücher bin ich auch unsicher. Ich persönlich empfinde es eigentlich so, dass nach dem Tod eines Menschen diese Gedanken freigegeben sind. Zumindest ich würde mich freuen, wenn jemand nach meinem Tod meine geschriebenen Werke liest und sich darin bemüht, meine Gedanken und Ideen nachzuvollziehen. Ich habe das aber auch so in meinem Testament festgehalten.

    Ich glaube das ganze Thema zeigt wieder ganz gut, wie Besitz verpflichtet, bindet und Verantwortung mit sich bringt.

    1. Da hast du natürlich eine sehr praktikable Lösung für Tagebücher gefunden: Selber im Testament festhalten, wie du es gerne haben möchtest. Ich habe da nur eine Digitalvariante und die wird regelmäßig gelöscht. Ich sortiere mich innerlich durchs Aufschreiben, aber lese da selbst sowieso nicht nochmal nach. Daher passt es so.

      Besitz bindet und verpflichtet – oh ja. Nicht nur den Besitzer, sondern auch dessen Erben.

    2. Das ist wirklich eine gute Frage. Ich lege keinen Wert darauf, dass jemand meine Tagebücher liest, aber ich hätte auch kein Thema damit. Wenn jemand daraus schlau wird, soll es mir recht sein. 😀

  3. Lieben Dank für das Teilen, Susanne!

    Ich finde es spannend, welche Fragen solch ein plötzlicher Gewinn an Besitz mit sich bringt. Ich finde es auf jeden Fall gut, dass fast alles einen neuen Besitzer oder einen Platz gefunden hat.

    Die Frage mit dem Digitalen Nachlass habe ich mir auch schon oft gestellt. Bei meinem Vater kam das irgendwie nicht zum Tragen, der war nicht sehr Digital. Aber ich habe dann über mich nachgedacht und habe das Digitale tatsächlich in mein Testament einbezogen. Ein guter Freund bekommt meine KeePass Datei (ein Passwortmanager) und den Schlüssel dazu, sowie mein Mail-Passwort, sollte mir das passieren. Er kann die eigentlichen Erben dann unterstützen, wenn es digital etwas zu regeln (Abmeldung von Konton, etc.) gibt. Darüber hinaus bekommt er die digitalen Inhalte (Musik, Spiele, etc., die, welche tatsächlich auch mir gehören) vererbt. Mir ist aufgefallen, dass ich, obwohl ich kein Social Media nutze, einen riesigen digitalen Fußabdruck hinterlasse.

    Ich hoffe natürlich, dass ich uralt werde, aber ich fand es wichtig, dass zu regeln, um es den Menschen nach mir etwas einfacher zu machen. 😀

    Weißt du schon, was du mit der Wohnung an sich machst? Vermieten?

    Liebe Grüße
    Daniel

    1. Oh, da bist du aber einer von wenigen Menschen, die tatsächlich auch das Digitale im Blick haben. Das ist so ein Berg an Arbeit, die ganzen digitalen Spuren zumindestens ansatzweise wieder zu entfernen. Und ohne die entsprechende Liste mit Accounts und Passwörtern geht gar nichts. Da kommt man ja selbst mit einem professionellen Entrümpler nicht weit.

      1. Das Digitale kommt gedanklich oft zu kurz, nicht nur nach dem Tod. Ich habe den Eindruck, dass vielen bereits zu Lebzeiten nicht bewusst ist, was das Digitale überhaupt bedeutet. Es ist ein eigener Kosmos den wir aber oft nur wie eine weitere Maschine behndeln.

        Ob es später mal Digitalarchäologen gibt, die Anhand alter Posts, Konten, Käufe, Aufrufen, etc. versuchen, die Vergangenheit zu rekonstruieren? 😀

  4. Es gibt kostenlose Online Aufbewahrungsrechner. Für sich selbst und Andere oben rechts das Datum – gleich nach Erhalt – auf Papiere zu schreiben, erleichtert einiges.

    1. Gefunden habe ich das hier für private Unterlagen:

      Liste mit Aufbewahrungsfristen – auch als Exceldatei verfügbar:
      https://www.hermoney.de/boerse-geldanlage/geld-alltag/aufbewahrungsfristen-privatperson/

      Liste der Verbraucherzentrale: https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/digitale-welt/datenschutz/aufbewahrungspflichten-welche-unterlagen-muss-ich-wie-lange-behalten-84296

      Und für berufliche Dokumente bei Selbständigen (Online-Rechner): https://www.blitzarchiv.de/aufbewahrungsfristen/

        1. Vielen Dank! Ich vermute, es sind die Fristen für Selbständige und Firmen. Länger muss man es als Privatperson dann ja definitiv auch nicht aufbewahren.

  5. Es ist ein riesen Unterschied, ob man für sich selbst oder unbekannte aussortiert oder das Leben eines nahestehenden Menschen in seine Elemente auseinander nehmen soll. Die vielen Erinnerungen, die in dem Prozess hochkommen, sind sicher nicht immer einfach und ein ganzer Haushalt – vor allem, wenn er ein ganzes, reich gefülltes Leben enthält – eine Herkulesaufgabe. Ich fand es schon schwer, die Werkstatt meines Großvaters aufzulösen. Vieles will niemand mehr haben (und beängstigend qualmende Bohrmaschinen eh nicht…) aber die Sachen haben oft noch einen emotionalen Wert. Aber man kann sein Leben selbst zumindest so ordnen, dass es für andere einfach ist, die Hinterlassenschaften in den Griff zu bekommen. Für mich selbst versuche ich das, vor einer Erbschaft graut es mir eher.

    1. Die emotionale Aufladung der Dinge, wenn es um einen nahestehenden Menschen geht, ist wirklich der schwierigste Teil. Und es trotzdem hinzubekommen, irgendwann eine rationale Entscheidung zu treffen. Man kann sich ja nunmal beim besten Willen nicht alle Dinge selbst in die Wohnung stellen.

  6. Schwierig ist das immer, den Nachlass zu regeln, wenn man emotional verbunden war. Diese alten Dokumente habe ich bei meiner Schwiegermutter in diesem Jahr alle in den Haushalt befördert. Beim Geburtsjahr 1925 waren darunter interessante Papiere, die ich noch nie gesehen hatte, die in der Generation aber üblich waren. Ich habe dem keinen Seltenheitswert beigemessen und möchte weder meine Zeit aufwenden, um irgendeinen Empfänger dafür zu finden, noch den Geruch alten Papies aus müffelnder Wohnung in meine bringen. Der Geruch von altem Papier ist schlimm für mich. Ihr Papierleben passt jetzt in zwei neue Ordner.

    Zu Tagebüchern habe ich eine klare Meinung: Die darf man auf keinen Fall lesen, wenn es einem die Schreiberin nicht ausdrücklich erlaubt hat. Wusste Deine Schwester vor ihrem Tod noch, dass es die Tagebücher gibt? Hätte sie dazu noch etwas verfügen können oder habt Ihr jemals darüber gesprochen, was sie darüber denkt?

    Komm weiter erträglich durch diese schlimme Zeit!

    1. Mit alten Dokumenten kann man zumindestens selbst recht „einfach“ entscheiden: Behalten oder weg. Mit den ganzen Online-Accounts etc., die heute noch dazu kommen wird es schwieriger. Denn dazu muss man überhaupt erstmal wissen, welche Daten es gibt und wie man sich in diese Accounts einloggen und sie auflösen kann. Gibt es eine Liste oder eine Info, wie man an diese Daten heran kommt? Ist es so, dass jemand Nahestehendes im Bedarfsfall damit umgehen und diese Accounts auflösen kann?
      Ich entmiste in diesem Bereich immer sehr bewusst und regelmäßig.

      1. Oh ja Accounts… ganz schlimm. Ich versuche so wenig aktive Registrierungen wie möglich zu haben. Mittlerweile wird es einem immer schwerer gemacht, einen Account selbstständig zu löschen – oft muss man sich erst direkt mit dem Service in Verbindung setzen und sozusagen einen Lösch-Antrag stellen. Ansonsten pflege ich eine stets aktuelle Übersicht meiner aktiven Accounts mit Zugangsdaten.

        1. Teilweise wirklich ein Affenzirkus, den ich da beim Löschen (bzw. Löschversuch) eigener Accounts erlebt habe. Manchmal nicht mal Ansprechpartner oder irgendwas. Ich habe dann manchmal alles soweit gelöscht oder (phantasievoll) geändert, wie möglich und dann die Emailadresse im Impressum angeschrieben oder den Webmaster oder irgendwen oder alle gleichzeitig.

  7. Susanne, vielen Dank für den Bericht.
    Du bist nicht alleine.
    Ich habe den Nachlass l/Wohnung/Keller einer alleinstehenden Dame (die Schwester meines Opas) aufgelöst.
    Das Leben eines Menschen so vor sich ausgebreitet zu sehen, das gute Rosenthal Geschirr für 12 Personen in der Hand zu haben; das macht was mit einem.
    Gestärkte feine Tischwäsche, Italienbilder aus glücklichen jungen Zeiten.
    Schmuck…
    Das mit den Medikamenten ist leider so schwierig.
    Wir versuchen keinen Müll zu produzieren und hier muss ich einfach wegwerfen.
    Der Versuch diesen Ballast als Geschenk des Verstorbenen zu sehen hat mir geholfen, nichtsdestotrotz war ich ebenfalls oft nervlich überfordert diese Entscheidungen zu treffen.
    Ich wünsche dir ganz viel Kraft dieses Erbe für dich annehmen und verarbeiten zu können,
    Liebe Grüße Sonja

    1. Mit den Medikamenten finde ich das auch fürchterlich. Da haben wir ständig Mangel an Medikamenten und in so einem Fall ist man gezwungen, sie wegzuwerfen.

  8. Liebe Susanne, vielen Dank für’s Teilen. Ich wünsche dir, dass du in nicht allzu ferner Zeit zu einem für dich akzeptablen „Ergebnis“ in diesem schwierigen Prozess findest.
    Einiges aus deinem Bericht kann ich gut nachvollziehen, da ich den Haushalt meiner Mutter auflösen musste. Es musste allerdings sehr schnell gehen, da es sich um eine Mietwohnung handelte.
    Und da ich selbst nur in einer winzigen 1-Zimmer-Wohnung lebe, konnte ich so gut wie nichts behalten. Innerhalb weniger Wochen musste alles abgewickelt werden. War schon ein wenig traumatisch.
    Ich habe beschlossen, wenigstens den organisatorischen Teil für meine Erben etwas leichter zu machen. In meinem Bundesland konnte ich mir eine sogenannte Notfallmappe kostenlos bei einem Ministerium bestellen. Wenn man die ca. 75 Seiten ausgefüllt hat, hat man nicht mehr viel vergessen. Ich vermute mal, diese Mappen gibt’s in der gesamten Bundesrepublik. Sie war auch hilfreich dabei, mir selbst über einiges klar zu werden. Als Abschluss des Prozesses habe ich mein Testament auf dem Amtsgericht hinterlegt.
    Das kostet nicht viel, einen Notar braucht man dazu nicht.
    Wie schön, dass die Katzen deiner Schwester ein gutes neues Zuhause gefunden haben.
    Liebe Grüße

    1. DIese Notfallmappe finde ich sehr interessant und vermutlich auch hilfreich. Was genau ist das für eine Notfallmappe? Hast du zufällig einen Link oder Adresse, wo man die anschauen oder her bekommen kann?

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